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„Eines der schwierigsten Jahre in unserer Nachkriegsgeschichte“

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„Eines der schwierigsten Jahre in unserer Nachkriegsgeschichte“

Hätte er die Wahl gehabt, Christian Scharpf hätte sich wohl kaum freiwillig das Jahr 2020 als erstes Jahr seiner Amtszeit als Oberbürgermeister von Ingolstadt ausgesucht. Noch bevor der Familienvater sein Büro im Alten Rathaus einrichten konnte, war bayernweit der Katastrophenfall ausgerufen worden, Deutschland ging in den ersten Lockdown, das öffentliche Leben wurde heruntergefahren. Es folgte eine Zeit der Unsicherheiten, niemand wusste, was zu tun war, langsam tastete man sich als Gesellschaft zusammen an die neuen Herausforderungen heran. Wie hat Christian Scharpf dieses turbulente Jahr erlebt? Im espresso-Gespräch zeigt er sich kämpferisch.

Herr Scharpf, 2020 war ein höchst ungewöhnliches Jahr, das viele Menschen vor neue Herausforderungen gestellt hat. Wie blicken Sie auf das vergangene Jahr zurück?

Mit gemischten Gefühlen. Mein Wahlsieg im März ist in eine ganz schwierige Zeit für die Stadt gefallen. Durch den Transformationsprozess in der Autobranche sind wir wirtschaftlich ohnehin schon auf eine Delle zugelaufen und Corona hat 2020 dann zu einem der schwierigsten Jahre in unserer Nachkriegsgeschichte gemacht. Für die Stadt sind die Steuereinnahmen dramatisch eingebrochen und viele Menschen sind in eine Existenz bedrohliche Situation geraten. Die Hilfsprogramme von Bund, Freistaat und auch unsere eigenen Hilfen Seitens der Stadt konnten zumindest für dieses Jahr aber Vieles abfedern. Und wir setzen auch unsere Investitionen weiter fort, vor allem im Bereich des Schul- und Kitabaus. Die Stadt wächst ja weiter und wir werden alles tun, damit unsere Stadt wettbewerbsfähig bleibt. Mittelfristig werden wir deshalb um eine Verschuldung im städtischen Haushalt nicht umhinkommen. Im Vergleich mit anderen Städten steht Ingolstadt alles in allem sehr gut da und mir wird um die Zukunft unserer Stadt nicht bange.

2020 war auch Ihr erstes Jahr als Oberbürgermeister. Haben Sie noch Energie nach diesem ersten turbulenten Jahr?

Man kann es sich freilich nicht aussuchen, ob man das Amt in sehr guten Zeiten mit sprudelnden Steuereinnahmen übernimmt oder in einer schwierigeren Phase. Es sind schon besondere Zeiten, die viel Arbeit und viel Einsatz erfordern. Was mir Kraft gibt, sind die Möglichkeiten zu gestalten, unsere Stadt weiterzuentwickeln und voranzubringen. In den paar Monaten seit meinem Amtsantritt ist ja schon Vieles auf den Weg gebracht worden. Zu sehen, was sich bewegen lässt und wieviel sich positiv entwickelt, das gibt wiederum Energie für neue Vorhaben. Persönlich ist ausreichend Energie für das neue Jahr vorhanden – ich freue mich drauf!

Welche Projekte konnten in Ingolstadt trotz der schwierigen Zeit vorangetrieben werden? Worauf blicken Sie mit Stolz zurück?

Besonders freut mich, mit welcher Energie der Prozess „Zukunft Innenstadt“ vorankommt, trotz kurzer Zeit gibt es jetzt schon gute Ergebnisse. Ich freue mich über den beschlossenen Pflegestützpunkt, die bessere Bezahlung der Klinikums-Servicekräfte nach dem TVöD und die Stärkung der Stadtverwaltung und damit des Bürgerservices durch dringend benötigtes Personal. Viele Bauprojekte schreiten gut voran, bei Schulen, Kitas, im Kavalier Dalwigk, Kongresszentrum und Georgianum. Wir haben einen Wirtschaftsreferenten installiert, die wichtigen Themen Umwelt und Klimaschutz auf die Ebene der Stadtspitze gehoben, die regionale Zusammenarbeit mit den Landräten intensiviert durch unsere Jour Fixe alle paar Wochen – da laufen gerade viele Themen, die wir gemeinsam in der Region anpacken. Erstmals wird es einen richtigen Sportentwicklungsplan geben und wir haben den Bereich Veranstaltungen von einer GmbH zurück ins Rathaus geholt. Es freut mich sehr, dass trotz Corona viele in unserer Stadt anpacken und Dinge vorantreiben, auch in vielen privaten Initiativen, etwa im Kulturbereich.

Was haben Sie aus dem Jahr 2020 gelernt?

Mehr denn je gilt, nicht zu verzagen, sich nicht beirren zu lassen. Wenn ein Ziel auf dem einen Weg nicht erreichbar ist, gibt es immer andere Wege. Corona hat uns gezeigt, was alles möglich ist, etwa wie schnell die Digitalisierung vorankommt, wenn man anschiebt. Und Corona hat uns auch gezeigt, wie wichtig der Zusammenhalt in einer Stadtgesellschaft ist.

Was wünschen Sie sich für das kommende Jahr?

Ich wünsche mir, dass die Infektionszahlen zurückgehen, möglichst wenig Menschen ernsthaft erkranken oder wegen Corona sterben müssen. Mit der Verfügbarkeit des Impfstoffs und den freiwilligen Impfungen werden wir im Lauf der nächsten Monate nach und nach wieder mehr Lockerungen erleben und mehr Normalität zurückerlangen – ich wünsche mir, dass dies möglichst bald der Fall sein wird.

Worauf freuen Sie sich am meisten nach der Pandemie?

Am meisten freue ich mich, sobald das wieder möglich sein wird, auf die Begegnung mit Menschen, den Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern und sich mit Freunden auf ein Bier zu treffen – das hat mir dieses Jahr doch sehr gefehlt.

Hat die Corona-Zeit Ihre Sicht auf die Welt verändert?

Die Pandemie hat uns gezeigt, dass nicht immer alles so läuft, wie wir Menschen es uns wünschen oder planen und wie schnell sich Dinge grundlegend in kurzer Zeit ändern können.

Welche Ziele haben Sie sich für das Jahr 2021 gesetzt?

Weiterhin an meinen Zielen zu arbeiten und nicht lockerzulassen, wenn es Schwierigkeiten gibt. Menschen für Themen begeistern, sie überzeugen, sie mitnehmen – und gemeinsam an der positiven Zukunft unserer Stadt arbeiten.

Wie werden Sie Weihnachten feiern?

Wie jedes Jahr feiere ich Weihnachten mit meiner Familie.

Was wünschen Sie den espresso-Leser*innen für die Weihnachtstage?

Ich wünsche allen Ingolstädterinnen und Ingolstädtern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familie. Gerade in diesem Jahr, in dem Abstand halten und Kontakte reduzieren wichtige Gebote sind, sollten wir menschlich näher zusammenrücken und dürfen dabei auch an jene nicht vergessen, denen es nicht so gut geht wie uns.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Scharpf.

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