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Zwei wie Pech und Schwefel
Es gibt Terence Hill und Bud Spencer, Stan Laurel und Oliver Hardy, Ernie und Bert und in der Ingolstädter Kommunalpolitik ist da Meyer und Hagn. Die beiden verbindet nicht nur ein Stadtratsmandat, sondern eine enge Freundschaft.
VON STEFANIE HERKER
Veronika Hagn ist in Ingolstadt geboren, ist 41 Jahre alt und lebt mit ihrem Freund in der Ingolstädter Innenstadt. Nach dem Abitur hat es sie nach Regensburg, Rom und München verschlagen, bevor sie dann Anfang 2010 wieder nach Ingolstadt zurückkehrte. Seitdem ist sie in einer Ingolstädter Kanzlei als Rechtsanwältin tätig. Dr. Markus Meyer ist gebürtig aus Gerolfing. Der 37-Jährige ist seit drei Jahren verheiratet und hat zusammen mit seiner Frau eine kleine Tochter. Beruflich ist er im Leitungsstab des Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr beschäftigt. Beide sind sie für die Junge Union im Ingolstädter Stadtrat.
Gesucht und gefunden. Vroni und Markus, wie lange kennt ihr euch beide eigentlich schon?
Markus: Ich glaube, ich hab‘ Vroni das erste Mal gesehen, als ich ehrenamtlich den Nikolaus für die JU gespielt und dabei Spenden gesammelt habe. Ihre Mädelsgruppe hatte den Krampus und mich gebucht, um ihnen die Leviten zu lesen. Ich verrate jetzt keine Details, aber darüber haben wir seitdem schon viel gelacht.
Vroni: Ja, das deckt sich mit meiner Erinnerung an unsere erste Begegnung. Das dürfte 2013 gewesen sein, also schon ein paar Jährchen her.
Erinnert ihr euch noch an den ersten Eindruck?
Vroni: Der erste Eindruck war super, weil der Nikolaus natürlich nur nette Sachen über mich sagen konnte. Aber Spaß beiseite, Markus ist mir als offen, gesellig und sehr redegewandt in Erinnerung geblieben, was sich im Laufe der Zeit ja auch bestätigt hat.
Markus: Bei Vroni ist mir von Anfang an aufgefallen, wie herzlich sie lacht – und gerne auch laut. Später haben wir dann festgestellt, dass wir denselben Humor haben. Wir können uns auch im Stadtrat über Situationskomik wegschmeißen und müssen oft aufpassen, dass wir nicht zu laut lachen.
Ihr seid auch Best Buddies abseits der Politik. Was unternehmt ihr gerne zusammen?
Markus: Wir sind engste Freunde, ja. Wobei wir schon unterschiedliche Interessen haben, Vroni ist noch deutlich kulturaffiner als ich. Meine Freizeit gehört eher dem Sport. Aber wir treffen uns oft zum Ratschen und auf ein Getränk – oder mehrere – in der Bar Centrale, der La Pizzeria oder in der Fußgängerzone.
Vroni: Wir verstehen uns ohne viele Worte und das macht für mich einen „Best Buddy“ aus. Wir politisieren viel, verbringen aber auch gerne Zeit außerhalb der Politik zusammen.
Was schätzt ihr aneinander?
Markus und Vroni: Wir können uns zu 100 Prozent vertrauen, auch der Einschätzung des anderen. Wenn wir mal mit der Politik hadern, überzeugen wir uns gegenseitig, weiterzumachen. Und wir müssen auch nicht ständig über Politik reden…
Markus in drei Worten?
Vroni: Gradlinig, gesellig, blitzgscheit.
Vroni in drei Worten?
Markus: Frohnatur, Sympathieträgerin,
Überzeugungstäterin.
Was sind eure aktuellen Projekte?
Vroni und Markus: Wir sind froh über das, was wir seit der Wahl 2020 in der Ausschussgemeinschaft mit der FDP im Stadtrat alles erreicht haben. Nur ein paar Beispiele: Wir haben Schwung in die Digitalisierung gebracht, den Ausbau erneuerbarer Energien gepusht, erfolgreich die verkaufsoffenen Sonntage durchgesetzt und das jährliche Bürgerfest zurückgebracht. Aktuell beschäftigt uns unter anderem der Starkregen im Ingolstädter Westen Mitte August, der viele Keller zum Überlaufen gebracht hat. Darauf müssen wir uns in Zukunft leider häufiger einstellen, auch in der Altstadt ist das eine große Herausforderung. Politik und Verwaltung müssen Lösungen aufzeigen, wie solche Ereignisse besser abgefangen werden können.
Wo läuft es gut und was nervt euch aktuell bzw. generell an der Ingolstädter Stadtpolitik?
Vroni und Markus: Generell muss man in der Politik immer einen langen Atem haben. Zwischen Antragstellung und Umsetzung vergehen leicht ein paar Jahre. Dicke Bretter zu bohren, das muss man erst mal lernen. Aktuell fehlt uns eine klare Richtung für die Stadt. Unser Eindruck ist, dass im Rathaus vieles einfach laufen gelassen wird. Das nervt uns, weil man nur mit einer klaren Agenda wirklich vorwärts kommt.
Wo liegt die Herausforderung? Sind die Wahlperioden zu kurz um ganzheitlich Dinge anzugehen und zu Ende zu bringen oder sind es die Kompromisse, die man eingehen muss, die dann oft nicht zielführend sind?
Markus: Nein, die Wahlperioden sind mit sechs Jahren ja nirgends so lang wie in der Kommunalpolitik. Die Herausforderung ist wohl eher, dass landläufig immer ein durchsetzungsfähiger Politiker gesucht wird. Aber in der Kommune setzt man seine Themen tatsächlich am besten durch, wenn man kompromissbereit ist. Das gilt sowohl für den einfachen Stadtrat wie auch für den OB. Auch das ist ein Lernprozess.
Welche Eigenschaften sollte ein zukünftiger OB-Kandidat eurer Meinung nach mitbringen?
Vroni und Markus: Da herrscht, glauben wir, in der Partei und in der Öffentlichkeit Einigkeit: Es sollte ein moderner Peter-Schnell-Typ sein. Jemand, der eine Idee hat, wie sich die Stadt entwickeln kann, und sich voll reinhängt, aber sich trotzdem nicht hinter seinem Schreibtisch versteckt. Die Menschen haben Sehnsucht nach einem nahbaren OB, dem man die Bürgernähe nicht erst antrainieren muss. Gleichzeitig muss sie oder er die Zügel in die Hand nehmen und seine Agenda vorantreiben. Ein guter OB muss Begeisterung für alle Bereiche mitbringen, von der Wirtschaftsförderung über die Gesundheitsversorgung bis hin zu Kultur und Ehrenamt.
Gibt es bei der CSU jemanden mit diesen Eigenschaften?
Vroni und Markus: Es gibt sogar mehrere. Die CSU ist eine große Partei mit vielen tollen Leuten. Es liegt jetzt an der Partei und ihren Mitgliedern, die richtige Person zu überzeugen und dann zu nominieren.
Wer wäre euer Wunschkandidat?
Vroni und Markus: Der- oder diejenige mit den genannten Eigenschaften.
Welche Namen werden denn immer häufiger genannt?
Markus: Das ist kein Geheimnis mehr. Aktuell bewerben sich offiziell Michael Kern und Christian Lösel. Ob weitere Personen ihren Hut in den Ring werfen, wird sich zeigen.
Vroni, du hast dich selbst ausgeschlossen – aufgrund der beruflichen Situation?
Vroni: Ich war ja nie ernsthaft „im Rennen“. Meine Jobsituation als Partnerin in unserer Kanzlei ist aber sicherlich mit ein Grund, weshalb ich den Job als OB und auch den Wahlkampf um den Chefsessel im Rathaus nicht angestrebt habe.
Kommen wir zum angenehmeren Teil: Wie sieht euer Ausgleich zum Arbeitsalltag und zur Politik aus?
Vroni: Manchmal brauche ich einen langen Spaziergang, um den Kopf frei zu kriegen. Gelegentlich spiele ich Tennis, das hat mir mein Papa in die Wiege gelegt. Am liebsten bin ich unter Leuten, sei es auf einer Ausstellung, einem Konzert, im Theater oder einfach bei einem ausgiebigen Treffen mit Familie und Freunden. Da darf es dann auch gern mal nicht so ernst zugehen.
Markus: Meine Familie. Unsere kleine Tochter wird bald ein Jahr alt und sagt mir, wo es langgeht. Meine Frau ist zum Glück genauso sportbegeistert wie ich, am Wochenende sind wir gelegentlich in den Bergen und wollen das Wandern unserer Kleinen weitergeben. Außerdem kann ich mich beim Kochen und Grillen gut ablenken. Mein Lieblingssport ist das Radlfahren. Man kommt schnell weit rum, kann die Gegend immer wieder neu entdecken und zwischendurch einkehren. Das geht außerdem auch mit Kinderanhänger hervorragend.
Markus, wie kinderfreundlich ist Ingolstadt?
Markus: Grundsätzlich ist Ingolstadt durchaus kinderfreundlich. Im Freizeitbereich sind wir sehr gut aufgestellt, sowohl von Seiten der Stadt als auch dank der tollen Arbeit der Vereine. Wichtiger als der Freizeitbereich ist für viele Eltern aber natürlich erst einmal eine verlässliche Kita-Betreuung. Und hier wird die Lage schwieriger. Der Personalmangel macht nicht nur den Wunschplatz unsicher, sondern auch die Zuverlässigkeit des Betreuungsangebots. Die Stadt muss sich auf die Hinterfüße stellen, um allen, die einen Platz brauchen, ein verlässliches, hochwertiges und bezahlbares Angebot zu machen. Auch bei der nachschulischen Betreuung hat Ingolstadt noch Entwicklungspotenzial. Mehr Ganztagesangebote wären für berufstätige Eltern und die Chancengleichheit der Kinder wichtig.
Wie sieht es mit der Fahrradfreundlichkeit aus?
Markus: Beim Thema Fahrrad muss sich Ingolstadt im Vergleich zu anderen Städten nicht verstecken. Wir haben auch viel Expertise, städtisch wie ehrenamtlich, wie der Radlverkehr noch weiter verbessert werden kann. Am Ende ist es ein Umsetzungsproblem: Wir müssen einfach mehr Projekte auf die Straße bringen, da ist die Stadt an vielen Stellen noch zu langsam.
Was sind eure Lieblingsplätze in Ingolstadt?
Vroni: Ich habe eigentlich keinen festen Lieblingsplatz, das variiert nach Jahreszeit und Anlass. Die letzte Neuentdeckung war für mich die Badestelle hinter der Parkstaße bei der Glacisbrücke. Ein Bad in der Donau ist zur Zeit herrlich.
Markus: Ich liebe den Gerolfinger Eichenwald. In der Stadt warte ich sehnsüchtig darauf, dass das Georgianum am Hohe-Schul-Platz mit der Gastronomie in der Fasshalle fertig saniert wird. Das wird mein Lieblingsplatz!
Was hättet ihr früher gerne gewusst?
Vroni: Wie gut Oliven schmecken.
Markus: …und Olivenöl erst. Und was Ernstes: In jungen Jahren weiß man nicht, dass man Anerkennung – gerade in der Politik – nicht mit reiner Nettigkeit bekommt. Das ist mittlerweile anders.
Welchen Beruf hättet ihr gewählt, wenn Geld keine Rolle spielen würde?
Vroni: Mir hat es immer Spaß gemacht, in der Gastro zu jobben. Aber das ist allein schon wegen der Arbeitszeiten ein hartes Pflaster.
Markus: Ich will irgendwann in meinem Leben noch mit Lebensmitteln arbeiten, also unabhängig vom Einkommen. Vielleicht tatsächlich erst in der Rente. Mal schauen!
Welches Land steht noch auf eurer „bucket list“, wohin möchtet ihr unbedingt noch reisen? Welche Sehenswürdigkeit wollt ihr unbedingt noch entdecken?
Markus: Auf die Krim, wenn sie nach dem unsäglichen Krieg und der illegalen Annexion durch Russland wieder unter ukrainischer Verwaltung ist.
Vroni: Die Frage ist eher, in welches Land möchte ich nicht reisen. Das Fernweh lässt sich nie ganz abstellen. Das Heimweh, wenn ich länger unterwegs bin, allerdings auch nicht. Nächstes Jahr möchten wir nach Kasachstan reisen, die Familie meines Freundes hat dort ihre Wurzeln.
Und in welche Zeit würdet ihr gerne reisen, wenn es eine Zeitmaschine gäbe?
Markus und Vroni: 20 oder 30 Jahre in die Zukunft. Dann wüssten wir genau, was heute zu tun wäre. Der Traum aller Politiker!
Was glaubt ihr, werdet ihr in 40 Jahren euren Enkeln erzählen?
Vroni und Markus: …dass wir uns als Kommunalpolitiker für die Stadt eingesetzt haben und zwar neben Beruf, Familie und Alltag. Und was wir dabei alles geschafft haben.
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