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Stürmer mit großem Herz

Patrick Schmidt will mit den Schanzern die letzte Saison vergessen machen
Seit zwei Jahren ist Patrick Schmidt beim FC Ingolstadt und gehört mit seinen 28 Jahren zu den erfahrenen Spielern der Schanzer. Im espresso-Interview spricht der gebürtige Homburger über seinen Werdegang, sein Team und die aktuelle Saison sowie sein soziales Engagement.
Ihr habt mit 11 Punkten aus fünf Spielen einen super Start hingelegt – hast du nach der desaströsen Saison im Vorjahr auf einen guten Auftakt gehofft?
Natürlich wollten wir es besser machen als letzte Saison, darauf haben wir in der Vorbereitung hingearbeitet. Wir wussten, dass ein guter Start sehr wichtig sein wird, aber zwei Gegentore erst am fünften Spieltag – damit konnte man nicht rechnen. Das hat uns schon beflügelt. Wenn man kein Gegentor bekommt, kann man nicht verlieren – das ist eine einfache Rechnung, die uns die ersten Spiele stark gemacht hat. Eine sichere Verteidigung wird auch für die ganze Saison eine wichtige Basis sein. Man hat aber auch gesehen, dass wir in der Offensive noch nicht ganz eingespielt sind, es in diesem Bereich noch Optimierungsbedarf gibt und wir teilweise torgefährlicher werden müssen.
Jetzt habt ihr gegen Wiesbaden die erste Niederlage kassiert. Was war los?
Was wir gegen den SV Wehen Wiesbaden spielerisch auf den Platz gebracht haben, war alles andere als das, was wir uns im Vorfeld vorgenommen hatten. Wir wollten unbedingt drei Punkte holen, haben aber leider alles in allem betrachtet kein gutes Spiel gemacht. Dennoch gehen wir mit 2:0 in Führung, geben die Partie dann noch unnötig aus der Hand. Das darf uns einfach nicht passieren. Jetzt geht es darum, alles knallhart aufzuarbeiten und am nächsten Wochenende eine Reaktion zu zeiten.
Seid ihr als eine sehr junge Truppe dennoch mental stark genug, wieder aus so einem Tal herauszufinden?
Wenn wir dazu nicht in der Lage sind, werden wir auf Dauer keinen Erfolg haben, denn am Ende der Saison stehen die Teams oben, die die kürzeste Schwächephase durchlebten, weil sie sich davon nicht unterkriegen ließen und schnell zurückgekommen sind.

Wie ist generell heuer die Stimmung im Team – verglichen mit der letzten Saison? Spürt man mehr Selbstvertrauen?
Auch wenn ich im letzten Jahr erst nach einigen Spieltagen – nämlich am letzten Tag des offenen Sommer-Transferfensters – zur Mannschaft gestoßen bin und die Vorbereitung nicht mitgemacht habe, habe ich von Beginn an eine gewisse Unruhe gespürt, war doch der damalige Saisonstart leider nicht so wie gewünscht verlaufen. Sowas dürfen wir heuer nicht aufkommen lassen, was angesichts des guten Starts – gottlob – im Moment leichtfällt. Dennoch muss man darauf achten, dass die Stimmung auch dann passt, wenn wieder alle Spieler zur Verfügung stehen und es auch mal harte Entscheidungen gibt und der ein oder andere nicht auf dem Platz steht. Ich sehe es als Aufgabe für uns erfahrene Spieler, ein Auge darauf zu haben, dass in so einer Situation keiner Trübsal bläst oder schlechte Stimmung ins Team bringt.
Dir selbst ist mit 2 Toren und zwei Assists ein erfolgreicher Auftakt geglückt – ist der Knoten jetzt geplatzt?
Ich hoffe es, auch wenn ich bislang danach nicht mehr getroffen habe (lacht). Ich freue mich, dass ich der Mannschaft damit helfen konnte, denn der Erfolg des Teams steht immer im Vordergrund. Trotzdem bin ich Stürmer und würde heuer gerne deutlich mehr Tore erzielen als letzte Saison!

Im Sturm bist du neben Paco der erfahrenste Spieler – wie siehst du heuer deine Rolle beim FCI?
Ich bin in meinem Alter an einem Punkt, wo ich Verantwortung übernehmen und vorangehen muss, da sich jüngere Spieler vielleicht an mir orientieren. Das muss mir bewusst sein und das muss ich auch annehmen. Als Mitglied im Mannschaftsrat gehört es für mich dazu, Themen, die für das Team von Bedeutung sind, mit Trainer und Verein zu besprechen. Meine wichtigste Aufgabe sehe ich jedoch darin, gemeinsam mit den anderen erfahrenen Spielern für eine gute Balance und Ausgeglichenheit innerhalb der Mannschaft zu sorgen.
Mit den Partien gegen Freiburg II, Mannheim und Dresden stehen vor der Länderspielpause drei weitere Spiele gegen Kontrahenten aus dem Tabellenmittelfeld an – wird sich dann schon ein bisschen abzeichnen, wohin die Reise des FC Ingolstadt heuer geht?
Auf jeden Fall, denn momentan sagt die Tabelle – auch wenn wir uns natürlich über den guten Start freuen – noch gar nichts aus. Nach rund zehn Spieltagen kann man über eine gewisse Aussagekraft sprechen, deshalb sind die nächsten Partien unheimlich wichtig für uns und wir wollen vor der Länderspielpause so gut wie möglich punkten, um dann etwas durchschnaufen zu können. Im besten Fall haben wir uns dann im oberen Bereich festgesetzt und können noch mehr Selbstvertrauen tanken, weil wir uns bereits gegen richtig gute Gegner behauptet haben.

Kommen wir zu dir persönlich: Bislang warst du bei deinen einzelnen Stationen immer nur kurze Zeit bei einem Verein – hättest du dir manchmal etwas mehr Konstanz gewünscht oder machen dir stetige Wechsel nichts aus?
Grundsätzlich bin ich ein offener Typ, der schnell Anschluss findet, daher komme ich mit Wechseln gut zurecht. Trotzdem wünscht man sich natürlich eine gewisse Konstanz. Gerade in den zwei Jahren, bevor ich zu den Schanzern gekommen bin, habe ich eigentlich nur in Hotels gelebt – was entsprechenden Vertragskonstellationen geschuldet war. Ich wurde von Heidenheim zweimal für ein halbes Jahr verliehen, ohne dass ein fester Wechsel zustande kam – darauf hat man als Spieler leider nicht immer Einfluss. Daher ist es schöner, etwas länger an einem Ort zu sein und – wie gerade beim FCI – sich über einen längeren Zeitraum etwas aufbauen zu können.
Du musstest in den letzten drei Spielzeiten lange Verletzungspausen (Handgelenk und Mittelfuß gebrochen) und bittere sportliche Misserfolge (Abstiege mit Dresden und Ingolstadt) hinnehmen – wie gehst du mit solchen Rückschlägen um und wer hilft dir, sie zu verarbeiten?
Man lernt, dass es – auch im Fußball – immer weiter geht, auch wenn alles gerade richtig mies ausschaut. Fußball ist ein Tagesgeschäft und ein paar Wochen später kann alles schon wieder ganz anders sein. Rückschläge muss man wegstecken können und dann wieder nach vorne schauen – denn nur das kann man beeinflussen. Mental hilft mir dabei mein engstes Umfeld mit Familie und Freunden, das für mich persönlich enorm wichtig ist. So ein „inner circle“ ist im Leistungssport unerlässlich, um mit negativen Zeiten besser umgehen zu können.

Der FCI ist deine erste Station in Bayern – was hast du schon erkundet?
Neulich war ich im Altmühltal, aber sehr viel habe ich leider noch nicht gesehen. Es gibt hier sehr viele schöne und grüne Ecken in der Umgebung, das mag ich sehr, weil ich selbst aus dem „ländlichen“ Saarland komme, wo es viele Land- und Grünflächen gibt. Ich fühle mich hier echt wohl und finde die Natur und Landschaft sehr schön.
Hast du ein Lieblingsplätzchen in der Region?
Das ist der Wittelsbacher Golfclub in Neuburg, da bin ich sehr oft, weil ich in der Freizeit zum Abschalten gerne in diesem schönen Ambiente Golf spiele.
Deine Arme und dein Oberkörper sind komplett mit Tattoos bedeckt – was ist dein Lieblingstattoo und was war der Anlass, es stechen zu lassen?
Mein Lieblingstattoo ist gleichzeitig das erste Tattoo, das ich mir habe stechen lassen. Es sind die Initialen meiner Eltern – zusammen mit dem Spruch „No matter what happens“. Hintergrund ist die enge Bindung zu meinen Eltern, die immer für mich da sind. Zu dem Zeitpunkt ging es meinem Vater gesundheitlich nicht gut und wir sind als Familie noch enger zusammengerückt. Für mich ist es mein tiefgründigstes und emotionalstes Tattoo.
Welche Hobbys hast du neben dem Platz?
Neben dem Golfspielen bleibt wenig Zeit für andere Aktivitäten. Ich treffe mich gerne mit Freunden und versuche, so oft wie möglich in die Heimat zu fahren.
Ein langjähriger Wunsch von dir ist, einmal zu einem Live-Gig zu gehen – hast du ihn inzwischen erfüllt?
Das habe ich leider immer noch nicht geschafft. Es sollte ein Konzert sein, bei dem auch eine entsprechende Show geboten wird, Beyoncé, Jay Z oder sogar Justin Bieber wären Künstler, die ich gerne mal sehen würde.
Gibt es Serien, die du dir komplett reingezogen hast?
Ich bin schnell für Serien zu begeistern und schaue sie dann auch durch, weil ich wissen will, wie es weitergeht. Am besten hat mit bislang „Prison Break“ gefallen. Ich muss aber gestehen, dass ich in letzter Zeit beim Reality-TV hängen geblieben bin – auch wenn es ein bisschen peinlich ist, das zuzugeben (lacht). Mit ein paar Kumpels haben wir eher zum Spaß „Temptation Island“ und „Ex on the Beach“ angeschaut. Irgendwann haben wir es dann regelmäßig gemeinsam gesehen und drüber gequatscht, weil wir auch einen Teilnehmer kannten – das war dann auch echt lustig.
Das Strahlen in den Augen der Kinder fesselt mich jedes Mal
Du unterstützt seit langem Kinderheime im Saarland – wie ist die Idee dazu entstanden und warum ist dir das so wichtig?
Ich war zum ersten Mal im Alter von 14 oder 15 Jahren bei einer Spendenaktion dabei, die mich sehr beeindruckt hat. Mir war schnell klar, dass ich mich in diesem Bereich engagieren möchte. Das Strahlen in den Augen der Kinder fesselt mich jedes Mal und es ist schön zu sehen, wie dankbar sie sind. Ich sehe es als Privileg, mein Hobby zum Beruf machen zu können und eine gesunde Familie zu haben – wenn man dann mit Kleinigkeiten Kindern, denen es nicht so gut geht, eine Freude bereiten kann, ist das eine tolle Sache, die ich auch weiterhin regelmäßig fortführen will.
Beim FCI hast du Kontakt zur Inklusionsmannschaft des Vereins. Wie genau unterstützt du die Elf Freunde?
Die Jungs trainieren jeden Freitag auf dem Vereinsgelände. Wenn es in meinen Trainingsplan passt, bin ich gerne zum Quatschen und Spaßhaben dabei oder gebe die ein oder andere Übung vor und kicke ein bisschen mit.
Das und deine motivierenden Videobotschaften haben Wirkung gezeigt – die Elf Freunde haben bei den Special Olympics in Regensburg die Silbermedaille geholt. Macht dich das auch ein bisschen stolz?
Auf jeden Fall! Ich habe das Siegervideo gleich an unsere Mannschaftsgruppe weitergeleitet und gesagt: Die Jungs haben es uns vorgemacht – wenn wir am Ende der Saison auch die Silbermedaille holen, können wir zufrieden sein! Die Elf Freunde sind ein schönes Beispiel dafür, dass es zum Erfolg führt, wenn man mit viel Herzblut bei der Sache ist.
Vor kurzem ist unsere Frauen-Nationalmannschaft Vize-Europameister geworden – schaust du dir Frauenfußball an?
Ich sehe mir die Spiele schon hin und wieder an, schon weil ich die eine oder andere Spielerin persönlich kenne. Es freut mich, wenn die Mädels über solche Turniere den Hype genießen dürfen, den sie sonst leider nicht in solchem Maße erleben.
Kommen wir zurück zum FCI: Welche Ziele hast du für diese Saison – ganz persönlich und mit dem Team?
Natürlich würde ich am liebsten so viele Tore wie möglich schießen, aber vorrangig geht es darum, dem Team so zu helfen, dass wir am Ende erfolgreich sind. Wir haben eine hungrige Truppe mit einer guten Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, die sich nicht verstecken braucht. Ich hoffe, dass wir im oberen Tabellenbereich ein Wörtchen mitreden können. Wir gehen jedenfalls in jedes Spiel, um zu gewinnen und werden sehen, was am Ende dabei herauskommt.
Vielen Dank für das Gespräch!

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