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Alter Hase unter den Youngstern
Panther-Stürmer Wojciech Stachowiak startet beim ERC Ingolstadt durch
Seit 2020 gehört Stürmer Wojciech Stachowiak zum Kader des ERC Ingolstadt und spielt sich momentan mit bärenstarken Leistungen als Topscorer der Panther in die Herzen der Fans. Gerade hat der 23-jährige gebürtige Pole seinen Vertrag bis 2025 verlängert. Für die espresso-Leser blickt der Youngster auf die Anfänge seiner Karriere zurück, spricht über sein aktuelles Leistungshoch und verrät, was er als Ausgleich zum Hockey tut.
Nach einem Drittel der Hauptrunde steht ihr derzeit auf Rang 3 der Tabelle – was macht den ERC heuer so stark?
Wir haben ein Top-Team, das zeigt, dass wir nicht nur um die ersten sechs Ränge, sondern um die Spitzenplätze mitspielen können. Deshalb bin ich derzeit richtig zufrieden.
Ihr hattet gerade knapp zwei Wochen Pause – wie hast du sie genutzt und wie schwer ist es, wieder in den Spielrhythmus zu kommen?
Wenn man nach einem Break aufs Eis geht, ist man nicht gleich wieder bei hundert Prozent, deshalb haben wir nach einer Woche wieder mit dem Training angefangen, um pünktlich zum nächsten Pflichtspiel fit zu sein. Generell nutzt man die freien Tage, um den Körper ein bisschen runterzufahren, persönlich bin ich nach Danzig zu meiner Familie geflogen, um ein wenig Zeit mit ihnen zu verbringen.
Seit Mark French euch trainiert, bist du bei den Panthern regelrecht on fire – was hat sich für dich geändert?
Ich habe im Sommer sehr viel trainiert und so selbst meinen Teil dazu beigetragen – aber am wichtigsten ist im Eishockey – wie bei den meisten Sportarten – das Selbstvertrauen. Das bekommst du am ehesten, wenn dir der Trainer das Vertrauen schenkt. Dann kannst du unbefangen aufs Eis, ohne Angst davor, Fehler zu machen und einfach nur mit Spaß spielen. Und wenn du mit Spaß spielst, spielst du besser – genau das sieht man jetzt bei mir.
Du bist derzeit mit 17 Punkten der Top-Scorer der Panther – bist du selbst überrascht davon?
Ein bisschen schon (lacht). Auch wenn es logisch ist, dass man auch Tore und Assists sammelt, wenn man Leistung bringt und mehr Spielzeit bekommt. Auf jeden Fall freut es mich und es ist ein schönes Gefühl – zumal ich die Scorerliste zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder einmal anführe.
Gab es einen Zeitpunkt, bei dem du selbst gemerkt hast, dass es heuer so richtig gut bei dir läuft?
Ich glaube, das war das Auswärtsspiel gegen Mannheim. Da habe ich gesehen, dass ich meine Leistung auf dem Eis abrufen kann und habe dadurch enorm viel Selbstvertrauen getankt.
Ein paar Wochen später wurdest du zum Spieler des Monats Oktober in der DEL gewählt – wie hat sich das für dich angefühlt?
Es ist eine Riesen-Ehre, Spieler des Monats für die ganze Liga zu sein. Ich wusste gar nicht, was ich dazu sagen soll, das kam völlig überraschend – damit hatte ich auf keinen Fall gerechnet. Ich kann mich nur bei allen Fans bedanken, die für mich gevotet haben.
Überhaupt zeigen die Panther-Youngsters mit dir, Leon Hüttl oder auch Enrico Henriques gerade eine beeindruckende Leistung – was macht euch „junge Wilde“ aus?
Das Potenzial und die technischen Voraussetzungen waren bei den Jungen auch vorher schon da, aber wir haben ein bisschen Führung gebraucht und das Vertrauen, uns eine größere Rolle als wenige Minuten Spielzeit zuzutrauen. Der Unterschied zu letztem Jahr ist, dass jeder Spieler, der im Training gute Ansätze zeigt, die Chance bekommt, sich im Match zu beweisen. Keiner bekommt was geschenkt, jeder muss sich seinen Einsatz erarbeiten. Das ist eine sehr gesunde Einstellung des Trainerteams.
Wie bist du überhaupt zum Eishockey gekommen?
Mein Weg war eher ein bisschen komisch (lacht). Mein Vater war bis zu seinem 20. Lebensjahr Eiskunstläufer und auch meine Schwester hat diesen Sport betrieben. So habe auch ich damit angefangen. Erst als mein Vater begann, Eishockey zu spielen und mich ein paar Mal zum Training mitgenommen hat, habe ich mich in diese Sportart verliebt und war sofort auf Hockey fokussiert.
Wie lange hast du Eiskunstlauf betrieben?
Insgesamt zwei Jahre – und ich denke, daher kommt auch meine Schlittschuhtechnik. Dafür muss ich mich bei meinem Vater und bei meiner Schwester bedanken, die mir das Eislaufen beigebracht haben. Ohne die zwei Jahre würde meine Spielweise sicherlich anders ausschauen.
Schon mit 11 Jahren bist du zum ES Weißwasser nach Deutschland gewechselt – wie ist diese Entscheidung entstanden und was hat das für dich bedeutet?
Ich habe zusammen mit einem Kumpel im Internat gelebt. Natürlich ist es als Kind nicht leicht, selbst kochen zu müssen oder einkaufen zu gehen, aber auf der anderen Seite habe ich die Freiheit ohne Aufsicht der Eltern zu leben auch genossen. Im ersten Jahr ist meine Familie jedes Wochenende zu mir gefahren und hat mich besucht. Für meine Entwicklung war es definitiv der richtige Schritt – auch wenn mein Vater und ich meine Mutter regelrecht überreden mussten und sie heute sagt, sie würde es kein zweites Mal erlauben (lacht). Auf jeden Fall habe ich rückblickend bereits in jungem Alter gelernt, selbstständig zu werden, was mich auch in meiner persönlichen Entwicklung weitergebracht hat.
Mit 18 Jahren kam dann der Wechsel in die USA zum Team der Michigan State University – wieder ein großer Schritt, den du gemeistert hast…
Die Sprache war nicht wirklich ein Problem, ich habe mir viele amerikanische Filme in der Originalfassung angeschaut und natürlich hatten wir Englisch in der Schule. An die Kultur, die sich doch sehr von unserer unterscheidet, musste ich mich schon eher ein bisschen gewöhnen, aber insgesamt hatte ich eine geile Zeit in den USA. An verschiedenen Orten der Welt zu leben, hat mir definitiv geholfen, meine Persönlichkeit zu bilden.
Bislang warst du nie länger als zwei Spielzeiten bei einem Verein, hast dann stets die nächste Station angesteuert. Beim ERC bist du seit 2020 und hast jetzt sogar bis 2025 verlängert – ein Zeichen, dass du hier eine neue Heimat gefunden hast?
In jungen Jahren waren die Wechsel vor allem den Karriereschritten geschuldet. Mit den Transfers von Weißwasser nach Krefeld, Mannheim und schließlich in die USA habe ich auch immer einen Step weiter nach oben gemacht. Trotzdem: Rechnet man bis zum jetzigen Vertragsende, bin ich dann tatsächlich insgesamt fünf Jahre beim ERC. Es ist lustig, dass ich mit 23 Jahren schon fast zu den dienstältesten Panthern gehöre. Ich fühle mich in Ingolstadt einfach total wohl und bin froh, dass ich hier bin.
Fühlst du dich selbst eher als Pole oder als Deutscher?
Ich bin in Polen geboren, meine ganze Familie wohnt in Polen – das bleibt immer in meinem Herzen. Aber ich fühle mich als Deutscher und würde auch sehr gerne für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen!
Bis zur nächsten Pause Anfang Februar steht ein toughes Programm an – bleibt da überhaupt Zeit, Weihnachten oder Silvester zu feiern?
Jein (lacht). Klar haben wir keine große Pause, aber mir macht der Spielplan der DEL nichts aus – ich mag es, wenn wir spielen. Meine Familie wird mich an den Feiertagen besuchen, vielleicht kommt sogar meine Schwester. Darauf freue ich mich.
Du trägst bei den Panthern die 19 – hat die Zahl eine Bedeutung für dich?
Mein Lieblingsspieler hatte diese Rückennummer, mein Vater trug die 19 und ich selbst hatte mit dieser Zahl auch einige wirklich gute Jahre. Wenn das Jersey mit der 19 also frei ist, nehme ich es.
Welchen Ausgleich oder Hobbys hast du neben dem Eishockey bzw. wie gestaltest du deine Freizeit?
Das kommt ganz auf die Jahreszeit an. Im Winter, wenn man nicht so viel rausgehen kann, sitze ich meistens an der Konsole. Ansonsten bin ich ein Auto-Typ – ich fahre gern Auto und Gokart oder bastle an Autos. Ein weiteres Hobby ist das Schießen und ich habe im letzten Jahr das Golfspielen gelernt.
Welche Ziele hast du persönlich für die Saison und was traust du den Panthern zu?
Ich setzte mir ungern große Ziele, sondern nehme mir lieber kleinere Dinge vor, die in kürzerer Zeit zu erreichen sind. Vorrangig möchte ich konstant bleiben, in jedem Spiel Leistung zeigen und der Mannschaft helfen, die Spiele zu gewinnen. Das große Ziel ist zwar die Meisterschaft, aber es ist wichtig, sich auf jedes Match zu fokussieren.
Vielen Dank für das Gespräch!
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