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„Wir wollen unbedingt aufsteigen!“
FCI-Verteidiger Jonatan Kotzke will mit den Schanzern zurück in Liga 2
Im Sommer 2017 kam der gebürtige Pinneberger Jonatan Kotzke zum FC Ingolstadt 04, seit 2019 gehört er zum Kader der Profis. Neben dem Platz hat der 31-jährige Verteidiger ein Sportmanagement-Studium absolviert, ist glücklich verheiratet und stolzer Papa von Joelle (4 1/2), Mila (3) und Oliv (11 Monate). Im espresso-Interview spricht „Joni“ über die Schanzer, seine Familie, seinen Glauben und seine Zukunftspläne.
Nach 33 Spieltagen steht ihr momentan auf Rang 2 der Tabelle – wie siehst du den bisherigen Saisonverlauf?
Wir spielen eine gute Runde und können zufrieden sein. Gerade in dieser Liga ist es nicht selbstverständlich, dass man oben mitspielt. Wir haben noch alles selbst in der Hand und wollen den zweiten Platz festigen – auch wenn wir vielleicht, wenn Dresden die Nachholspiele absolviert hat, wieder der Jäger sind.
Dennoch habt ihr zuletzt gerade gegen die vermeintlich schwächeren Gegner weniger Punkte geholt als erhofft – woran liegt das?
Die Liga ist brutal ausgeglichen und oft auch überraschend. Jeder kann gegen jeden gewinnen, es gibt keine einfachen Begegnungen – auch nicht, wenn die andere Mannschaft gegen den Abstieg spielt. Solche Spiele sind kein Selbstläufer. Natürlich hatten wir uns in den letzten Matches selbst mehr erhofft, aber wenn man den Spielverlauf betrachtet, muss man manchmal auch einfach den Punkt mitnehmen.
Ihr habt mehrmals die Chance nicht genutzt, an Konkurrenten vorbeizuziehen oder an die Tabellenspitze zu springen – ist das eine Kopfsache?
Vor dem Spiel überhaupt nicht. Wir schauen nur auf uns, es bringt nichts, auf die anderen zu hoffen, wenn man selbst keine Leistung abliefert. Wir wollen möglichst jedes Spiel gewinnen – dass das zuletzt nicht geklappt hat und die Konkurrenz auch nicht gepunktet hat, ist einerseits eine verpasste Chance, andererseits hatten wir dadurch Glück, dass keiner wirklich davonziehen konnte.
Erinnerungen an die vergangene Saison werden wach – jagt euch schon wieder das Relegationsgespenst?
(Lacht) Das versuchen wir auszublenden. Vor der Quarantäne von Dresden waren wir Dritter und wollten unbedingt ein oder zwei Plätze gutmachen. Jetzt wollen wir Platz 2 verteidigen und bestenfalls den Tabellenführer attackieren. Ich denke, es wird bis zum letzten Spieltag spannend bleiben, obwohl ich mir erhofft hatte, dass wir uns früher absetzen können. Aber die Liga ist so eng und ausgeglichen, dass keiner davonmarschieren wird.
Welche Chancen räumst du den Schanzern im Saisonendspurt ein und worauf wird es in den letzten Partien ankommen?
Wir müssen den Kampf und die Bedingungen annehmen. Das Lübeck-Spiel war beispielsweise mit dem starken Wind, den Platzverhältnissen und der tief stehenden Sonne in der ersten Halbzeit alles andere als einfach. Solche Dinge müssen wir ausblenden, fighten und alles reinhauen, damit wir uns im Nachhinein nichts vorwerfen müssen. Natürlich spielen auch Faktoren wie der Gegner und der Schiedsrichter eine Rolle, die man nicht selbst in der Hand hat.
Wir müssen den Zusammenhalt im Team beibehalten und uns gegenseitig pushen, egal wer spielt.
Dennoch wächst der Druck von Woche zu Woche – könnte es von Nachteil sein, dass die vielen jungen Spieler dem eventuell nicht gewachsen sind?
Umgekehrt könnte man denken, sie machen sich noch keinen Kopf und spielen frei drauf los – das kann man nicht vorhersagen. Ich finde, unsere Youngsters haben das die ganze Saison über sehr gut gemacht und sind selbstbewusst aufgetreten. Es ist nicht selbstverständlich, sich im ersten Herrenjahr in einer so robusten Liga so gut zu behaupten, deshalb habe ich vollstes Vertrauen in die Jungs, dass sie im Kopf klar bleiben. Und wir Älteren sind ja dafür da, sie dabei zu unterstützen.
Das letzte Saisonspiel gegen 1860 München könnte das alles entscheidenden „Derby dahoam“ werden. Wie sehr schmerzt es, dass die Fans bei einem solchen Kracher nicht dabei sein können?
Leider sieht es danach aus, dass die Fans in dieser Saison nicht mehr ins Stadion zurückkommen dürfen. Es tut weh, weil sie ein Team nochmal nach vorne pushen können. Wir vermissen unsere Anhänger schon die ganze Saison – leider gewöhnt man sich aber auch schnell an diese Situation. Dennoch wissen wir, dass Fans, Geschäftsstelle und Verein zwar nicht auf der Tribüne, aber im Geiste hinter uns stehen, daraus können wir auch Kraft ziehen.
Nach zwei Kreuzbandrissen und einem Engagement beim hessischen Viertligisten SC Teutonia Watzenborn-Steinberg hast du bei den Schanzern über den Umweg der 2. Mannschaft den Weg zurück zu den Profis in die 2. Bundesliga geschafft. Hast du daran nochmal geglaubt?
Damals waren viele Ex-Gießener bei den Schanzern, dadurch ist der Kontakt zum FCI entstanden. Der Fokus bei der 2. Mannschaft lag darauf, als Führungsspieler die jungen Talente in ihrem ersten Jahr im Herrenbereich zu unterstützen und an den Profibereich heranzuführen. Wenn man dann auf dem Platz nebenan die Profis aufmarschieren sieht, kann man dieses Thema doch nicht ganz loslassen. Es war nicht wirklich geplant, aber ich habe immer ein bisschen darauf gehofft. Dass es dann aber doch so schnell ging, hätte ich nicht gedacht.
In den ersten 11 Spielen dieser Saison hat dich Tomas Oral gar nicht berücksichtigt, zuletzt warst du wieder in der Startelf. Insgesamt hast du von 33 Ligaspielen nur 15 absolviert – wie gehst du mit dieser Situation um?
Grundsätzlich hat der Coach von Anfang an betont, dass jeder Spieler gebraucht wird und die Saison lang ist. Manchmal ist das einfacher gesagt, als von den Spielern akzeptiert, aber man muss die eigene Persönlichkeit hintenan und den Erfolg des Teams in den Vordergrund stellen. Klar hätte ich mir am Anfang mehr Einsatzzeit gewünscht, aber die Mannschaft hat in der damaligen Zusammenstellung gut gespielt – also musste ich das akzeptieren und weiter an mir arbeiten. Bei meinen Knien mit den beiden Kreuzbandrissen muss ich ohnehin immer viel machen, um einsatzbereit zu sein.
Ich habe aber auch darauf vertraut, dass die Aussagen unseres Coaches keine leeren Worte sind – und freue mich jetzt umso mehr, dass ich auch aktiv und nicht nur von der Bank oder der Tribüne aus helfen kann.
Tomas Oral setzt das sehr gut um, wenn Spieler von der Tribüne in die Startelf rutschen. Dass die Spieler dann aber gleich funktionieren und ihre Rolle super erfüllen – wie zuletzt Robin Krauße – zeichnet auch die Mannschaft aus. Jeder ist bereit, fürs Team alles zu geben und seine Mitspieler und Konkurrenten zu unterstützen.
Ingolstadt ist seit deiner Zeit beim 1. FC Nürnberg deine bislang längste Station – was ist anders auf der Schanz?
Tatsächlich werden es jetzt schon vier Jahre. Hier ist alles sehr familiär und es gab von Anfang an einen offenen und ehrlichen Umgang miteinander. Das weiß man als Spieler sehr zu schätzen. Zudem fühlen sich meine Familie und ich hier in der Gegend sehr wohl – daher passt einfach alles sehr gut zusammen und ich hoffe, dass es in den nächsten Wochen auch sportlich erfolgreich weiter geht.
Dein Vertrag läuft im Sommer aus – gibt es schon Gespräche und Pläne für die Zukunft?
Es werden zwar Gespräche geführt und der Verein muss natürlich in beide Richtungen planen, aber der Fokus liegt derzeit ganz klar auf den Spielen. Wir wollen den Aufstieg unbedingt schaffen, alles andere stellen wir hinten an.
Die Zeit nach der Karriere ist angesichts deines abgeschlossenen Sportmanagement-Studiums also noch kein Thema?
Nein, vorerst nicht. Solange mein Körper mitmacht und ich meine Leistung auf dem Platz abrufen kann, möchte ich weiterspielen. Dazu habe ich einfach noch zu viel Freude an dem Sport.
Hast du ein bestimmtes Ritual vor Spielen?
Ich bin keiner, der mit einem speziellen Fuß zuerst auftreten muss oder dergleichen (lacht). Aber ich nehme mir vor dem Spiel Zeit für mich in der Kabine, auf dem Platz bete ich nochmal kurz für das Spiel und für jeden auf dem Platz, damit sich niemand verletzt. Das kann man schon als Ritual sehen.
Wie wichtig ist dir dein Glaube generell?
Das ist mir enorm wichtig. Der Glaube gibt mir Halt, ich bin in einem christlichen Haushalt aufgewachsen und wurde auch so erzogen. Ich habe Jesus von Beginn an in mein Leben geschlossen – gerade in schweren Zeiten, wie nach Verletzungen, haben mir meine Familie und der Glaube geholfen, mich nicht runterziehen zu lassen.
Auch wenn ich es zu dem entsprechenden Zeitpunkt nicht gleich erkannt habe, hatte alles seinen Grund und mich letztlich zu den Schanzern geführt.
Du trägst bei den Schanzern das Trikot mit der 25 – hat sie eine Bedeutung für dich?
Mein erstes Spiel beim FCI kam ja recht spontan, als mich Interimscoach Roberto Pätzold zu den Profis hochgezogen hat. Damals bekam ich die 25 einfach zugeteilt. Witzigerweise war das auch die Rückennummer, die ich bei meinem Profidebüt bei 1860 München getragen hatte – deshalb habe ich sie dann auch behalten (lacht).
Beim FCI gibt es nur drei „Langhaarträger“: Caniggia Elva, Björn Paulsen und dich. Was spricht für die lange Mähne?
Ich trage sie jetzt schon fast acht Jahre. Eigentlich kommt es daher, weil ich nie Lust hatte, zum Friseur zu gehen. Bei Kurzhaarfrisuren muss man ja mindestens alle zwei Wochen die Seiten nachschneiden lassen, sonst sieht es schnell unordentlich und ungepflegt aus. Das war mir einfach zu viel. Nach meinem ersten Kreuzbandriss habe ich beschlossen, die Haare wachsen zu lassen, da ich ohnehin nicht spielen konnte – da war es egal, ob sie ins Gesicht hängen. Seitdem trage ich sie lang und solange es meiner Frau auch gefällt, bleibt das auch so (lacht).
Du bist mit 31 Jahren bereits dreifacher Vater – hast du dir immer eine große Familie gewünscht?
Ja, eigentlich schon. Wir waren zuhause fünf Geschwister und ich habe es als Kind sehr genossen, dass man jederzeit jemanden zum Spielen hatte und immer was los war. Daher wollte ich auf keinen Fall ein Einzelkind, sondern mindestens zwei Kinder, meine Frau war dann auch mit drei Kids noch einverstanden – das passt jetzt super.
Mit deiner Frau und drei zuckersüßen Töchtern sind bei euch die Mädels deutlich in der Überzahl. Hättest du manchmal gerne „männliche“ Unterstützung? Gibt es noch weitere Familienplanung?
Das werde ich tatsächlich oft gefragt – eigentlich müsste ich nochmal versuchen, einen Jungen zu bekommen (lacht). Bislang kann ich mich gegen die vier Mädels noch durchsetzen, später wird es vielleicht mal schwieriger. Momentan sind wir aber glücklich mit unseren drei Töchtern und haben genug zu tun – es ist also nichts geplant.
Wie können sich unsere Leser den „Papa Jonatan Kotzke“ vorstellen? Was machst du am liebsten mit deinen Kids – und was überlässt du lieber deiner Frau?
Meine Frau ist ja relativ oft mit den Mädels alleine – wenn wir für Spiele unterwegs sind, gehen doch meistens zwei Tage drauf. Deshalb bin ich fürs Bespaßen und Spielen da, sobald ich zuhause bin. Ich bin für alles zu haben, worauf die Mädels Lust haben – ob ich nun als Reitpferd herhalte oder mit aufs Trampolin gehe.
Deine Frau Jacqueline hat auf Instagram Fotos aus Polen gepostet und auch polnisch kommentiert – welche Verbindung habt ihr zu dem Land?
Die Eltern meiner Frau sind in Polen geboren, kamen aber recht jung nach Deutschland. Sie haben dort noch ein Haus, wo sie sich regelmäßig aufhalten. In unserer freien Zeit machen wir das auch gerne, vor allem die Kinder genießen es, weil sie dort viel Platz haben. Meine Frau ist zwar in Deutschland geboren, spricht aber polnisch und gibt das auch an unsere Kinder weiter.
Wachsen eure Kids dann zweisprachig auf?
Ja, die Mädels können inzwischen besser polnisch als ich (lacht). Ich habe es auch mal versucht, aber ich hatte nicht genug Motivation und es ist ziemlich auf der Strecke geblieben. Aber die Kinder übersetzen fleißig für mich, wenn ich wieder mal nichts verstehe.
Es ist schon erstaunlich, wie einfach es für Kinder ist, eine Sprache zu lernen.
Welche Hobbys hast du neben dem Fußballplatz, wenn du nicht gerade mit deinen Kids spielst?
Leider wird die Zeit für Hobbys immer weniger – die Kinder machen keinen Mittagsschlaf mehr, deshalb bin ich sofort für die Mädels da, wenn ich nach Hause komme. Ab und zu hole ich meine Gitarre raus, wenn ich mal Gelegenheit dazu finde, ansonsten lese ich mal ein Buch oder wir kochen gemeinsam.
Die Corona-Krise hat uns immer noch im Griff, aber langsam sieht man mit den voranschreitenden Impfungen einen Silberstreifen am Horizont – welche drei Dinge würdest du als erstes tun, wenn alles wieder „normal“ ist?
Es wäre schön, mal wieder zu verreisen und am Strand zu liegen oder in ein Restaurant zu gehen. Auch Unternehmungen mit den Kindern, die momentan nicht möglich sind, wie etwa Zoobesuche, vermissen wir.
Was sind deine persönlichen Wünsche und Ziele für die Zukunft – fußballerisch und privat?
Kurzfristig natürlich der Aufstieg – das wäre nicht nur für den Verein wichtig, sondern würde auch der Stadt und der Region guttun, wenn wir wieder der 2. Liga angehören. Persönlich würde ich mir sportlich wünschen, weiterhin bei den Schanzern spielen zu dürfen. Privat ist Gesundheit für die ganze Familie am wichtigsten.
Vielen Dank für das Gespräch, Joni!
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