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Ein Herz für Hoppler

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Ein Herz für Hoppler

50 Tiere leben mittlerweile bei Hoppel im Glück. Der Großteil davon sind Altersheimkaninchen, die dort ihren Lebensabend verbringen.

Interview mit Sylvia Kuffer, Gründerin von „Hoppel im Glück“

Angefangen hat alles mit zwei eigenen Kaninchen. Als dann das verwahrloste Angorakaninchen Billi in ihre Obhut kam, entschied sich Sylvia Kuffer, eine offizielle Pflegestation aufzubauen: Hoppel im Glück. Mittlerweile ist es eine der größten Auffangstationen in Bayern und deutschlandweit einer der wenigen Gnadenhöfe speziell für Kaninchen. Woher kommen die Kaninchen, welche Schützlinge sind Sylvia besonders ans Herzen gewachsen und warum sollten Kaninchen gerade jetzt zu Ostern nicht leichtfertig verschenkt werden? Im Interview spricht Sylvia über ihr Herzensprojekt, das sie ehrenamtlich neben Beruf und Familie stemmt.

Sylvia Kuffer

Mit Schlappohr Bibbi, einem ihrer Schützlinge bei Hoppel im Glück

Sylvia, du kümmerst dich seit Jahren liebevoll um Kaninchen, deren Besitzer sie bei dir abgegeben haben oder die einfach ausgesetzt wurden. Erzähl doch mal, wie Hoppel im Glück entstanden ist.
Ja, das ist mein großes Herzensprojekt! Wie bei vielen Menschen so oft schon einmal die der Wunsch nach Haustieren da war, so stand auch bei uns irgendwann die Anschaffung von Kaninchen im Raum. Angefangen hat es mit einem Hasenmann aus Einzelhaltung, der auf einer Internetplattform als „zu verschenken“ inseriert war. Hans, ein kastrierter Löwenkopf, kam zu uns und es war klar, dass er eine Kaninchendame brauchte.

Der Weg ins Tierheim führte uns zu Hildegard. Weil sie sehr zickig war, erwies sich die Vergesellschaftung als recht schwierig. Also eignete ich mir das nötige Kaninchen-Wissen an, um den beiden das Leben so schön und artgerecht wie möglich zu gestalten. Wir haben einen großen Garten, bei dem die eine Hälfte nie wirklich sinnvoll ausgenutzt wurde. Also bauten wir da ein eigenes Gartenhaus für die Hoppler, die von nun an dort lebten und im gesamten Gartenbereich frei hüpfen und springen durften.

Das fand ein Nachbar so schön, dass seine Franzi, die damals leider verwitwet war, bei uns ebenfalls einziehen durfte. Ich fing an, bei Ebay Kleinanzeigen Texte über Kaninchenhaltung zu schreiben, rein als Lesetext, da mir auffiel, dass dieses Thema oftmals unterschätzt wird. Der Hilferuf eines Familienvaters bat mich um Abgabe seiner Kaninchen, mit denen er überfordert war. Ich willigte ein und erhielt zwei Kaninchen, die wirklich sehr pflegeintensiv waren. Mir kam der Gedanke: Wie vielen Menschen mit Kaninchen geht es genau so? Meine nächste Kleinanzeige diesbezüglich lautete also: Wenn Sie überfordert sind, schreiben Sie mir und ich berate gerne. Hoppel im Glück war geboren.

„Ich war felsenfest davon überzeugt, dass sich das alles für das Wohl der Kaninchen lohnt.“

Fotos: Hoppel im Glück

Wie viele Tiere leben heute bei dir auf dem Hof?
Nach Kaninchenaufnahme Nummer 10 informierte ich mich, was alles benötigt wird, um eine offizielle Auffangstation zu werden, denn dafür braucht es eine Genehmigung der Ämter, Ausbildung und einen Sachkundenachweis. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass sich das alles für das Wohl der Kaninchen lohnt. Gesagt – getan. Inzwischen sind wir seit fast 5 Jahren ein offizieller Gnadenhof mit über 40 Altersheimkaninchen und ein paar Vermittlungstieren. Ich biete Hilfe für jeden an, bei mir sind alle Kaninchen willkommen, auch chronisch kranke Tiere und Kaninchen mit Handicap.

Aus welchen Gründen kommen die Kaninchen typischerweise zu dir?
Die meisten Kaninchen sind verwitwet. Da ein Kaninchen keinesfalls in Einzelhaltung leben sollte, dürfen die Hoppler ihren Lebensabend bei uns in einer großen Gruppe genießen. Weitere Abgabegründe sind oftmals Überforderung der Besitzer, plötzliche intensivmedizinische Betreuung durch Krankheiten und unüberlegte Neuanschaffung oder gesundheitliche Gründe wie Allergien.

Gibt es Zeiten im Jahr, zu denen besonders viele Tiere abgegeben oder ausgesetzt werden?
Nach Ostern und während der Sommerferien. Ich möchte dabei an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass das Aussetzen der Tiere gemäß § 3 Abs. 3 TierSchG strafbar ist und rechtlich verfolgt wird.

Welche Besonderheiten lässt du dir einfallen, um den Tieren den Aufenthalt bei dir so schön wie möglich zu gestalten?
Die Besonderheiten meinerseits sind die Liebe für die hilfebedürftigen Geschöpfe und die individuelle persönliche Betreuung. Ich kenne jeden meiner Schützlinge ganz genau mit allen unterschiedlichen Charakteren und Eigenheiten. Artgerechte Haltung mit vielen Versteckmöglichkeiten sind selbstverständlich, denn Kaninchen sind Fluchttiere. Naturboden zum Buddeln, große Volieren und/oder Gartenhäuser als Schlaf – und Rückzugsorte, Äste zum Knabbern, Wärmflaschen im Winter sowie eine große Markise und Sonnenschirme für den Sommer gelten als Standartrepertoire. Quasi alles, was ein Kaninchenherz begehrt!

„Bei mir sind alle Kaninchen willkommen, auch chronisch kranke Tiere und Kaninchen mit Handicap.“

Was macht eine artgerechte Haltung bei Kaninchen aus?
Viel Platz zum Hoppeln ist sehr wichtig. Nach der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sind seit 2019 circa 6 Quadratmeter Tag und Nacht für 2 Kaninchen erforderlich. Das ist auch nötig. Die Fluchttiere haben Bewegungsdrang, der natürlich bei einer Stallhaltung, wie sie leider immer noch überall vertreten ist, nicht gewährleistet wird. Die Nagetiere sollten ausschließlich Frischfutter erhalten sowie Heu, Stroh und Wasser aus Näpfen, welches rund um die Uhr zur Verfügung stehen muss! Kaninchen haben einen Stopfmagen. Der Nahrungsbrei wird nicht transportiert, sondern muss durch nachkommendes Futter weiter gedrückt werden. Ohne die Möglichkeit zu haben, dauerhaft fressen zu können, gasen die Tiere sehr schnell auf und versterben oftmals qualvoll.

Worauf sollte man achten, wenn man sich ein Kaninchen zulegen möchte?
Die süßen Fellnasen sind Flucht- und keine Kuscheltiere. Die Versorgung und Verantwortung liegt allein bei den Eltern oder Erwachsenen. Die Anatomie eines Kaninchens ist sehr komplex und viele sind sehr anfällig für Krankheiten. Der Aufwand, die finanzielle Beständigkeit und die Lebensdauer muss unbedingt bei einer Neuanschaffung berücksichtigt werden.

Welches tierische Schicksal hat dich besonders nachhaltig geprägt?
Ziemlich am Anfang wurde ich auf einen Notfall im Internet aufmerksam. Ich schrieb die Dame an und wollte das Kaninchen aus Einzel – und Käfighaltung retten. Die Abgabe war dringend. Leider wurde ich dennoch immer wieder vertröstet. Nach weiteren drei Wochen las ich in meinem Posteingang eine Mail von genau dieser Frau. Es stellte sich heraus, dass diese Dame für 4 Wochen zur Reha ging und das Tier dann kein Futter mehr bekommen würde. Der Ort der Abholung war 60 km entfernt. Ich machte innerhalb von 30 Minuten einen Spagat aus Arbeit/Kleinkind und Rettung eines Kaninchens, das dringende Hilfe brauchte.

Am Abholort angekommen fand ich in ein großes Angorakaninchen vor. Ich werde diese Augen und diesen Anblick nie vergessen: Traurig. Vergessen. Eingesperrt in einem kleinen verrosteten Käfig, von Spinnweben umhüllt. Das Einstreu gefühlte 6 Monate nicht gewechselt. Kein Wasser. Kein Futter. Aber leider war das bei genauer Sicht nicht alles: Der fluffige Angora hatte Krallen von enormer Länge, die in sich gekringelt waren. Das Fell lang und verfilzt bis tief in seine Haut. Der Po von Fäkalien verschmiert, der Körper vom eigenen Urin gelblich eingefärbt. Er war laut Aussage 5 Jahre alt und tristeste sein Dasein seit 3 Jahren allein in diesem Käfig, nachdem der Bruder früh verstorben war. Nach einer Ablöse konnte ich ihn endlich in eine Box packen und das Grundstück verlassen. Zum Glück hatte ich zwei liebe Kaninchenfreunde an meiner Seite, die mich dabei begleiteten und seelisch aufbauten. Sofort fuhren wir zu einer sehr lieben Tierärztin, die den Rammler unter Narkose medizinisch versorgte und behandelte.

Billi, so wie ich ihn von nun an nannte, war mein Seelenkaninchen. Er konnte damals nicht hoppeln aufgrund seiner verkürzten Muskeln. Es gab Woche für Woche mehr Vertrauen und Fortschritte zwischen ihm und mir. Seine Dankbarkeit zu sehen und die Fortschritte zu erleben war genau das, was mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin.

„Kaninchen sind keine Geschenke. Wer ein Tier verschenkt, verschenkt ein Leben!“

Was wünscht du dir für die Zukunft für Hoppel im Glück?
Dass ich noch sehr lange die Kraft und Stärke habe um den Notfellchen zu helfen, dabei spielt der Rückhalt und das Miteinander eine wesentliche Rolle.

Was liegt dir noch am Herzen?
Zu Ostern möchte ich sagen: Kaninchen sind keine Geschenke. Wer ein Tier verschenkt, verschenkt ein Leben!

Sylvia, vielen Dank für diese spannenden Einblicke in deine Arbeit als Hasenmama und alles Gute für die Zukunft.


Unterstützen könnt ihr Hoppel im Glück am besten mit Spenden auf das folgende Spendenkonto:

Tierhilfe Gsf Spendenkonto Kuffer
DE 4772 1698 3107 0017 2774
Raiffeisenbank Riedenburg

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