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3 Menschen, 3 Fragen

Corona macht der Kunst- & Kulturszene zu schaffen. Der Lockdown light gleicht hier eher einem Schwergewicht. Drei Kulturschaffende haben wir gefragt, was Corona für sie bedeutet – und sehr private Einblicke erhalten.

Stefan Bernhardt

Wer sind Sie?

Mein Name ist Stefan Bernhardt. Ich bin 52 Jahre alt und Inhaber sowie Leiter der Ettinger Musikschule mit etwa 25 Lehrkräften und einigen hundert Schülern. Wir machen das seit 1997 sehr erfolgreich und sind ein gutes eingespieltes Team. Ebenso war ich Teil der Residenzfestspiel, die „dank“ Corona komplett wegbrachen. Nach wie vor spiele ich als Pianist einige Solokonzerte und auf Privatveranstaltungen.

Was hat sich durch Corona beruflich verändert?

In der Musikschule sind uns alle Gruppen weggebrochen. Wir mussten von heute auf morgen auf Skype umstellen. So haben wir den Einzelunterricht abgehalten, was recht anstrengend war. Gruppenunterricht fand nicht mehr statt. Die Früherziehungsgruppe und die HipHop-Gruppen sind weggebrochen. Seit Pfingsten läuft es immerhin im Einzelunterricht wieder einigermaßen normal. Wir stellen Desinfektionsmittel zur Verfügung, haben Maskenpflicht im Haus und die Abstandsregel von zwei Metern gilt. Beim Klavierunterricht ist es so, dass ich fast überall zwei Flügel habe, die mit einer großen Plexiglasscheibe getrennt sind. Im Oktober haben wir mit kleinen Früherziehungsgruppen begonnen, die wir mit dem zweiten Lockdown im November aber wieder einstellen mussten. Der Einzelunterricht läuft – im Augenblick – aber noch normal. Als Solokünstler sind mir 36 Auftritte weggefallen, zumeist private Veranstaltung, aber auch zwei Open Airs in Bayreuth.

Wie sah die staatliche Unterstützung aus?

Ich wurde nahezu gedrängt, sie zu beantragen, habe aber zwei Tage später den Antrag wieder zurückgezogen. Ich schaute mir den Antrag nochmal genauer an, darin war das Wort „existenzbedrohend“ zu finden. Eine Existenzbedrohung liegt bei mir noch nicht vor. Es ist zwar knapp, aber wir haben zu essen und können die Miete bezahlen – es funktioniert schon irgendwie. Das Risiko auf Rückzahlung oder sogar einer Strafe wollte ich nicht eingehen. Außerdem haben andere das Geld dringend nötiger. Gerade die Solo-Selbständigen wie Musiker, Theaterleute und Kabarettisten.

Michael Bergmüller

Wer sind Sie?

Ich bin Michael Bergmüller – Musiker/Singer/Songwriter und Musiklehrer – aus Ingolstadt. Außerdem Leiter einer 10-köpfigen Pop/Funk-Band namens Mic Mali und Sänger der Coverband Confusion. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt ausschließlich mit Musik. Neben dem aktiven musizieren arbeite ich als selbstständiger Musiklehrer (Gesang und Klavier) in und um Ingolstadt herum.

Was hat sich durch Corona beruflich verändert?

Wie bei allen Kunst- und Kulturschaffenden bricht einfach ein großer Teil der Einnahmen durch Live-Auftritte weg. Gerade Festivals, Open Airs, Hochzeiten oder auch runde Geburtstage sind ein sehr essentieller Bestandteil der meisten Musiker, egal ob mit Cover oder eigener Musik. Das fällt natürlich momentan (wieder) alles weg.
„Aller Anfang ist schwer“ – Das kann jeder selbstständige oder freischaffende Künstler nachvollziehen. Gerade bis eine gewisse Routine entsteht und man seinen Tätigkeitsbereich ausbauen kann, dauert es bei frisch Selbstständigen etwas. Als ich dann endlich das Gefühl hatte, dass ich mich nicht sorgen muss, was mein nächster Job ist und wie viel Geld ich wohl noch bis zum Ende des Monats habe, kam schon bald Corona.

Zum Glück konnte ich meine Unterrichtstätigkeit größtenteils fortsetzen. Da aber gerade bei Gesangsunterricht wichtig ist, wie die Person steht, klingt, aussieht oder gar atmet, war es definitiv nur eine kurzfristige Übergangslösung. Einige Schüler haben das Angebot zum Onlineunterricht nicht wahrgenommen. Als dann der Unterricht endlich wieder in Präsenz stattfinden konnte, musste ich viele versäumte Stunden nachholen. Ich habe auch in den Sommerferien viel gearbeitet, um die Nachholstunden wieder aufzuarbeiten.

Als ich dann wieder das Gefühl hatte, dass so langsam alles wieder in geregelte Bahnen kommt, habe ich mich mit dem Covid19-Virus infiziert und musste 2 Wochen in Quarantäne. Zum heutigen Stand bin ich wieder gut dabei, da ich auch die Herbstferien durchgearbeitet habe. Ein 3. Lockdown würde echt an meinen Kräften zehren (körperlich und finanziell) – auch wenn er gerechtfertigt ist. Zum Glück habe ich als 31-jähriger erwachsener Mann noch Eltern, die mich sehr unterstützen. Wie das andere Kulturschaffende machen… keine Ahnung.

Wie sah die staatliche Unterstützung aus?

Da ich auf dem Papier ein geregeltes Einkommen hatte (die versäumten Stunden wurden weiterhin bezahlt, auch wenn sie nicht stattgefunden haben), und auch keine regelmäßigen Kosten wie z. B. Miete für Bandraum oder ähnliches hatte und natürlich auch nicht nachweisen konnte, dass ich Aufträge bekommen hätte, wenn Hochzeiten, Geburtstage etc. stattgefunden hätten, fiel ich durch die Raster der unterschiedlichsten Soforthilfe-Anträge und meine versäumten Unterrichtsstunden türmten sich. Vielleicht hätte ich bei dem ein oder anderen Antrag eine kleine Summe ergattern können. Ich habe jedoch irgendwann den Überblick verloren, was ich beantragen kann, darf oder soll…

Ich will nicht jammern, weil es immer jemanden gibt, den es härter trifft und auch der Politik keine Vorwürfe machen. Langsam sollten sie sich jedoch überlegen, wie sie den Kunstschaffenden besser unter die Arme greifen können. Ich werde die Pandemie und ihre Folgen überleben und bleibe positiv.

Simone Engler, Künstlername Simon Isabell | Foto: Bernd Nedvidek

Wer sind Sie?

Ich bin Simon Isabell, Tänzerin und Choreographin. Ich habe den einzigartigen Templesoul-Dance ins Leben gerufen, indem ich mit Energien spiele und mein Publikum verzaubere. Dazu kommt das Element Feuer, ich bin also auch Feuertänzerin. Zudem entwickle ich eigene Tanzshow-Blocks mit Ensemble (mit meiner engen Partnerin Mukundalights aus Eichstätt) und als Solistin. Ich habe auch ein Tanz-Ensemble in Indonesien, the secret center. Nebenbei biete ich professionelle Kinderbetreuung mit vielen Extras an (mehr auf simon-isabell.de).

Was hat sich durch Corona beruflich verändert?

Ich bin buchbar für Groß- und Kleinveranstaltungen, die ja momentan komplett ausfallen. Ich habe über 90 Aufträge verloren… Da waren auch große Geschichten, Chancen und Kooperationen für mich dabei. Die ganze Eventbranche leidet und ich finde es nicht akzeptabel, dass die gesamte Kunstbranche stillliegen muss und keinerlei Auftrittsmöglichkeiten mehr bestehen. Ich finde, dass man dies auch anders lösen könnte, mit gerechteren Maßnahmen. Hier gibt es noch viel zu verbessern und ich würde mir ein lösungsorientierteres Verhalten von der Menschheit wünschen.

Wie sah die staatliche Unterstützung aus?

Meine staatliche Unterstützung war als Soforthilfe eine Finanzspritze von 2600 Euro und dazu ein Hartz 4 Vertrag vom Jobcenter. Etwas anderes gibt es wohl noch nicht? Man fühlt sich etwas alleine gelassen. Das monatliche Geld reicht nicht einmal ansatzweise und ich lebe von Erspartem. Gott sei Dank habe ich Rücklagen, sonst würde das nicht funktionieren. Meine Kunst-Kollegen, Tänzer und mein Unternehmen stehen vor dem Aus, wenn sich der Lockdown noch ewig nach hinten zieht. Ich finde, das dürfen wir nicht zulassen!

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