Mit einer Handvoll Strichen

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Mit einer Handvoll Strichen

Nur die Mutigen stecken ihren Kopf in dieses schwarze Ungetüm | Fotos: Sebastian Birkl

NEU IM MKK: Die andere Seite der Gestaltung. Anton Stankowski und die nächste Generation

Kennen Sie Anton Stankowski? Nein? Nie gehört? Einige seiner Werke kennen Sie zu 100 Prozent. Die neue Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst widmet sich dem Grafikdesigner, der mit fünf Strichen 100.000 DM verdiente und damit die Empörung der BILD-Zeitung auf sich zog. Sie kennen diese fünf Striche auch, ganz gewiss.

Wovon sprechen wir? Es ist natürlich das Logo der Deutschen Bank, das Anton Stankowski in den 1970ern entwarf. Sie haben es jetzt sicher im Kopf. Die BILD-Zeitung titelte damals etwas lakonisch: „Ein Maler verdiente mit fünf Strichen 100000 Mark“. Dafür hätte er aber auch 30 Jahre geübt, entgegnete er, wie MKK-Leiterin Theres Rohde beim heutigen Presserundgang erklärt. Offiziell eröffnet wird die neue Ausstellung am Sonntag, 15. Mai.

Neben dem Logo der Deutschen Bank prägte Stankowski noch viele weitere Marken, etwa den berühmten Viessmann-Schriftzug mit den beiden übereinander angeordneten „S“. Aber auch die Logos der Betriebskrankenkassen und der Bayern Versicherungen gehen auf sein Konto. Mit Ingolstadt verbindet ihn das MKK-Logo und das Logo der Landesgartenschau 1992.

Auf den ersten Blick und mit Kontrast zur vorangegangenen Ausstellung "Hängepartie" möchte man fast sagen, dass es wieder zurück zur etwas klassischeren Konkreten Kunst geht. Heißt: Quadrate, Rechtecke, Kreise. Aber Stankowski führte auch die Schräge ein. Heute vielleicht nicht mehr überraschend, damals aber durchaus eine innovative Formsprache, wie Marie-Luise Heske erklärt.

Mit seinen ikonischen Grafikdesigns erlangte Anton Stankowski internationales Ansehen. Beim kreativen Schaffen – bzw. vielmehr dem Ergebnis davon –  bleibt für den Betrachter eines aber meist im Verborgenen: das Scheitern. Entwürfe werden kreiert, verworfen, korrigiert. Heute wie damals. Die neue MKK-Ausstellung zeigt nicht nur, wie sich Stankowskis Werk über die Jahre entwickelte und dabei Formen fand, die für die Kunst wie für die Gestaltung Bedeutung erlangten, sondern sie spannt auch den Bogen in die Gegenwart.

Die Ausstellung trägt nicht umsonst den Namen „Anton Stankowski und die nächste Generation“. Die nächste Generation, das sind in diesem Falle Studierende der Studiengänge Technisches Design und UXD (User Experience Design) an der Technischen Hochschule  Ingolstadt. Sechs davon waren beim heutigen Presserundgang ebenfalls dabei.

Besucher*innen erhalten im MKK durch den Nachwuchs einen Einblick, wie das Entwerfen heute durch technischen Fortschritt funktioniert und wo sich Parallelen zum Schaffen Stankowskis ziehen lassen.

Studierende des Studiengangs Technisches Design an der THI, v.l. Carlo Schemmel, Julia Fuchs, Florian Jansen, Lea Olejniczak und Jannis Bongart

Neben diesen Einblicken dürfen die jungen kreativen Köpfe ihre Werke neben denen von Stankowski präsentieren. „Das macht einen schon stolz“, sagt Jannis Bongart. Sowohl er als auch seine Kommiliton*innen durften sich im Studiengang Technisches Design einen Begriff wählen und basierend darauf ein eigenes Werk schaffen – wohlgemerkt im 1. Semester des Bachelorstudiengangs. Was dabei heraus kam, muss sich aber tatsächlich keinesfalls verstecken. Für Professor Bernhard Rothbucher war es v.a. spannend zu sehen, wie die Studierenden – ohne großartige Vorkenntnisse – an diesen Schaffensprozess herangehen. Ein paar der Werke sehen Sie in einer Galerie etwas weiter unten im Beitrag.

 

MKK-Leiterin Theres Rohde mit Kuratorin Marie-Luise Heske

Auf die Studierenden des UXD-Studiengangs wartete hingegen eine andere Aufgabe. Sie mussten aus einer bestehenden Skizze Stankowskis eine Animation schaffen und das Werk damit „zum Leben erwecken“, wie es Professorin Ingrid Stahl ausdrückte. Auch wenn sie zugeben musste, dass sie schon sehr nervös war, weil ihr bewusst war, dass die Werke Teil der Ausstellung werden würden, ist sie sehr erfreut über die „tollen Ergebnisse“. „Sie haben sich richtig reingehängt“, sagt sie. Die Animationen flimmern im zweiten Stock auf kleinen Bildschirmen.

Theres Rohde – wie immer das große Ganze im Blick – sieht auch gleich die Synergieeffekte zwischen der Hochschule und dem MKK. Die aktuelle Ausstellung soll dabei nur der Anfang gewesen sein. Bald sind THI und MKKD (der Neubau des MKK zieht bekanntlich in unmittelbare Umgebung der Hochschule) direkte Nachbarn. „Die nächste Generation“ sei dabei ein Ausblick auf das, was noch kommen möge. Vielleicht entstehe aus der neuen Generation ja sogar eine neue Grafik-Größe wie Stankowski, lässt sie ihren Gedanken freien Lauf.

Erfahren wird man das vermutlich erst in einigen Jahrzehnten. Denn noch ist kein Meister vom Himmel gefallen.

Das Logo der Deutschen Bank

Die andere Seite der Gestaltung. Anton Stankowski und die nächste Generation

  • Laufzeit: 15.05.2022 bis 25.09.2022
  • Ausstellungseröffnung, 15. Mai, 10 bis 11 Uhr
  • 13 bis 14.30: Familienworkshop: Logo selber bauen
  • 16 bis 17 Uhr: Kurator*innenführung
Aktuell werden noch fleißig die Wände beschriftet
Anton Stankowski (1906-1998), Grafikdesigner, Fotograf und Maler | Foto: Stankowski Stiftung
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