„Mir ist es lieber, sie bleiben, wie sie sind: Unangetastet“

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"Mir ist es lieber, sie bleiben, wie sie sind: Unangetastet"

Janina Dynowski blickt aus der Sternwarte Ingolstadt gen Himmel | Foto: Sebastian Birkl

DO YOU BELIEVE?

Janina Dynowski von der Sternwarte Ingolstadt im Gespräch über Aliens, die Besiedlung fremder Planeten und die Bedeutung des Lebens im Angesicht eines unendlichen Universums.

Frau Dynowski, glauben Sie an Aliens?
(lacht) Ich glaube an Leben auf anderen Planeten. Mit Aliens verbindet man ja immer gleich ein bestimmtes Bild, also grüne Männchen aus der Science-Fiction-Welt – da bin ich jetzt vorsichtig. Aber dass es anderes Leben gibt, das glaube ich schon.

Ein Zitat des Schriftstellers Arthur C. Clarke lautet: „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir sind allein im Universum oder wir sind es nicht. Beide sind gleichermaßen erschreckend.“ Was fänden Sie erschreckender?
Wenn wir alleine wären. Durch die vielen Exoplaneten, die wir bereits entdeckt haben und durch die Größe des Universums, wäre ich aber wirklich erstaunt, wenn wir die einzigen sein sollten.

Ich glaube, dass die Menschheit wahrscheinlich gar nicht lange genug existieren würde, um tatsächlich bis ans Ende zu kommen

Janina Dynowski ist die 1. Vorsitzende der Sternwarte Ingolstadt AAI – e.V. Sie studierte Geowissenschaften in Tübingen, für ihre Doktorarbeit untersuchte sie lebende und fossile Seelilien. Im Anschluss arbeitete sie am Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart. Seit knapp sechs Jahren ist Dynowski als IT System Engineer in Ingolstadt tätig. In ihrer Freizeit begeistert sie sich für Astrofotografie, schoss u.a. dieses spektakuläre Foto der Sonne.

Was finden Sie am faszinierendsten am Universum?
Die Unbegreiflichkeit. Diese wirklich unendliche Weite. Das ist etwas, das wir nur akzeptieren, aber nicht begreifen können.

Würden Sie selbst gerne mal ins All reisen?
Nein.

Also nicht wie Katy Perry?
(lacht) Ich denke, wir gehören hierher. Wenn ich sehe, was wir mit der Erde machen, habe ich die Befürchtung, dass wir das Gleiche auch auf anderen Himmelskörpern in unserem Sonnensystem tun. Das würde ich nicht für gut befinden. Mir ist es lieber, sie bleiben, wie sie sind: Unangetastet.

Wissen Sie noch, wann Sie angefangen haben, sich für das Universum zu interessieren?
Tatsächlich schon als Kind. Meine Eltern haben sich für Astronomie interessiert. Sie haben mir die Sternenbilder erklärt, aber tiefer eingestiegen sind wir nie. Parallel dazu habe ich mich auch sehr für Dinosaurier interessiert. Für mein Studium entschied ich mich für die Dinosaurier, also für die Paläontologie. Aber die Astronomie und die ganze Geschichte dahinter faszinierte mich schon immer. Als ich nach Ingolstadt kam, hatte ich die Gelegenheit, das aufzugreifen und über den Verein tiefer einzusteigen.

Die Sternwarte Ingolstadt befindet sich auf dem Dach des Apian-Gymnasiums (Foto: Dynowski)

Die Sternwarte Ingolstadt kennenlernen

Üblicherweise am zweiten Freitag im Monat gibt es eine Erwachsenenführung, für die keine Anmeldung notwendig ist. An weiteren Freitagsterminen gibt es Führungen für Kinder (6 bis 14 Jahre) mit erwachsener Begleitperson, für die eine Anmeldung notwendig ist. Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Sternwarte gibt es in Zusammenarbeit mit der VHS eine Vortragsreihe (nächster Termin: 03. Juni, 19.30 Uhr). Weitere interessante Termine: Sonnenbeobachtung beim Sommerfest des Freundeskreises Piuspark (21.6., 16 Uhr), Öffentliche Sonnenbeobachtung im Astronomiepark Ingolstadt (13.7., 14 Uhr), Nacht der Sternschnuppen im Astronomiepark (9.8., 21 Uhr).

Alle Termine: sternwarte-ingolstadt.de

Angesichts der Unendlichkeit des Universums: Macht das das menschliche Leben bedeutungsloser – oder wertvoller?
Das ist wirklich nicht einfach zu beantworten. Wenn ich in den Sternenhimmel gucke, dabei meine Probleme bei mir habe, und dann in diese Weite schaue, wird für mich das Leben in diesem Moment unbedeutender. Aber ich möchte das Leben gleichzeitig nicht abwerten durch die Größe und Weite des Universums. Deswegen hadere ich ein wenig mit dieser Frage und kann gar nicht in die ein oder andere Richtung gehen.

Das Satellitennetzwerk Starlink von Elon Musk ist als ziemlich markante Lichterkette am Nachthimmel auszumachen. Ist das etwas, was Sie beim Blick in den Nachthimmel stört? Hätten Sie ihn lieber unberührt, ohne technische Eingriffe?
Ja, ohne technische Eingriffe, die derart prominent sichtbar sind und unsere Wahrnehmung und die Fotografie stören. Der Himmel ist voll mit Satelliten. Jeder fängt irgendwann an, sie zu sehen. Erst dann wird einem klar, wie viele das überhaupt sind. Dadurch, dass sie reflektieren, finde ich das schon ein bisschen schade. Ich bin ganz sicher nicht gegen Technik und ich bin froh, dass wir GPS haben und alles, was mit den Satelliten zusammenhängt, aber gerade dieses Prominente und Helle am Himmel finde ich schon störend.

espresso war natürlich selbst mit Janina Dynowski auf der Sternwarte. Was wir u.a. gelernt haben: Wie man den Nordstern anhand des Großen Wagens bestimmt, dass sich auch die Sonne um sich selbst dreht und wie man im April den Mars am Nachthimmel findet. Außerdem haben wir zum ersten Mal die vier größten Monde des Jupiters über das Teleskop erspähen können – nur 415 Jahre nach Galileo. (Foto: Sebastian Birkl)

Ich persönlich könnte stundenlang in den Nachthimmel blicken, würde mir nicht irgendwann der Nacken schmerzen. Können Sie noch „unbedarft“ in den Sternenhimmel schauen oder erkennen Sie überall etwas?
Ich schaue tatsächlich relativ unbedarft in den Sternenhimmel, wenn ich für mich hineinschaue. Bei Führungen ist es natürlich etwas anderes. Ich mache mir auch erstmal nicht bewusst, welche Jahreszeit wir haben und welche Sternenbilder ich gerade sehe, sondern versuche langsam reinzufinden. Irgendwann kommt natürlich der Punkt, an dem ich etwas Bekanntes entdecke – aber es ist jedes Mal wieder faszinierend. Es ist nicht so, dass ich den Jupiter schon 50 Mal gesehen hätte und ihn daher nicht mehr toll fände. Er ist eine ganze zeitlang im Jahr weg. Wenn ich ihn dann das erste mal wieder im Teleskop sehe, bin ich trotzdem wieder sprachlos.

Je mehr Antworten wir finden, desto mehr Fragen tun sich auf

Der Mond, ebenfalls von Janina Dynowski fotografiert

Glauben Sie, dass die Besiedlung des Mars realistisch ist?
Ich denke schon, dass wir das als Menschheit schaffen könnten. Vor allem, wenn ich zurückblicke, was wir schon alles geschafft haben, wovon man nie gedacht hätte, dass es möglich ist. Es hängt aber stark davon ab, wie sich die nächste Zeit entwickelt – also die Weltsituation und natürlich die Forschung.

Kann die Wissenschaft je alle Geheimnisse des Universums entschlüsseln?
Nein. Ich komme ja selbst aus der Wissenschaft. Ich war am Naturkundemuseum, habe dort promoviert und war acht Jahre lang in der Forschung. Meine Erfahrungswelt ist: Je mehr man fragt, je mehr Antworten man findet, desto mehr Fragen tun sich auf. Ich glaube, dass wir nie aufhören werden zu fragen und dass die Menschheit wahrscheinlich gar nicht lange genug existieren würde, um tatsächlich bis ans Ende zu kommen. Selbst dann gibt es wahrscheinlich wieder andere Dinge, von denen wir wahrscheinlich noch gar nicht träumen können.

Vielen Dank für das Gespräch.

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