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Into The Wild

Zu Fuß durch die Wildnis
Hiking the Appalachian trail ruined my life – but in a good way. Als Fabian Eisinger diesen Spruch zum ersten Mal liest, findet er ihn witzig. Jetzt versteht er ihn voll und ganz. Er hat ihn verinnerlicht. „Es packt einen und lässt einen nicht mehr los. Man versucht, es immer wieder möglich zu machen und richtet sein ganzes Leben da-
rauf aus“, sagt er selbst. Das kleine Wörtchen „es“ bedeutet in diesem Fall: Abenteuer, Freiheit, Unabhängigkeit.
Fabian Eisinger ist studierter Informatiker. Nach seinem Masterabschluss will er aber erst einmal etwas von der Welt sehen. Erste Idee: Ein Roadtrip mit dem Auto quer durch die USA, von der Ost- zur Westküste. Doch dann stößt er auf YouTube zufällig auf ein Video, in dem von „AT“ die Rede ist. Eine kurze Recherche ergibt: AT steht für Appalachian Trail, ein 3.500 Kilometer langer Fernwanderweg an der Ostküste der USA. Fabian war sofort Feuer und Flamme, „ich habe alle Pläne umgeschmissen“. Das Ziel war gesetzt.
Mit espresso lässt er seine Erfahrungen, die er im Jahr 2022 auf dem Appalachian Trail gesammelt hat, noch einmal Revue passieren. In wenigen Wochen nimmt er den zweiten der drei großen US-Fernwanderwege in Angriff, den Pacific Crest Trail. Dieses Mal verschlägt es ihn an die Westküste. Sechs Monate, 4.200 Kilometer, alles zu Fuß. Und: Wieder dieses Gefühl von Abenteuer, Freiheit, Unabhängigkeit.

Wie heißt es so schön? Jedes Abenteuer beginnt mit einem ersten Schritt. Dieses Abenteuer beginnt 2022 mit einer Einweisung. Die ist auch nötig, denn entlang des Appalachian Trail gibt es Schwarzbären. In der Praxis bedeutet das für Fabian: sein Essen muss er mindestens 150 Meter von seinem Schlafplatz an einen Baum binden, in etwa drei Meter Höhe und zwei Meter vom Stamm entfernt. Meister Petz ist Kletterkünstler. Auch das Credo „Leave no trace“, also Hinterlasse keine Spuren, wird den Wanderern ans Herz gelegt.

Dann geht es los. Eintauchen in die Natur. Bäume, Seen, Berge. Wundervolle Sonnenuntergänge, traumhafte Panoramen. Unendliche Weiten. Unterwegs schläft er in seinem Zelt (das er 1,5 Wochen vor seinem Flug zum ersten Mal im Garten aufbaut) oder in sogenannten Sheltern, also recht einfach gehaltenen Hütten. „Etwa einmal die Woche kommt man an einer Stadt vorbei“, erklärt Fabian. Dort füllt er seine Vorräte auf. Er muss sich unterwegs also keine Angel aus einem Ast schnitzen und auf Fischfang gehen. Die Vorratsplanung funktioniert auch ganz gut, bis auf einmal, als er etwa auf halber Strecke auf dem Abschnitt „Hundred-Mile Wilderness“ (der genau das bedeutet: 160 Kilometer durch die pure Wildnis) merkt, dass die Vorräte nicht reichen könnten. Doch: ein anderer Wanderer hilft ihm und einigen anderen Weggefährten aus. Der Appalachian Trail ist beliebt. Wenn man will, findet man immer jemanden, mit dem man gemeinsam wandern kann, erklärt Fabian. Er ist aber auch immer mal wieder ganz alleine unterwegs.

Etwa damals, als er sich an den „Damascathon“ wagt. Also einen „Marathon“, der 42 Kilometer vor der Stadt Damascus im Bundesstaat Virginia beginnt. „Jedes Shelter hat ein Logbuch, quasi eine Art Trail-Twitter“, erklärt Fabian. Dort erfährt er erstmals davon. Der Appalachian Trail ist gespickt mit solchen „Challenges“, eine andere ist die 4-State-Challenge, in der man vier Bundesstaaten am Stück durchquert. Die Marathonstrecke vor Damascus will Fabian eigentlich erst nicht in Angriff nehmen. Als er davon erfährt, hat er schon 18 Kilometer in den Beinen. Doch irgendwann packt es ihn doch. „Gegen 22 Uhr war es stockduster. Ich gehe einen Weg entlang, der sich um ein Gebüsch schlängelt. Als das Gebüsch etwa 20 Meter hinter mir liegt, höre ich plötzlich ein furchterregendes Grollen. Mir hat’s sofort die Haare aufgestellt und es lief mir kalt den Rücken runter.“ Fabian stellt seine Stirnlampe auf volle Helligkeit und versucht, etwas zu erkennen. Es tut sich nichts. „Ich muss hier raus“, war sein einziger Gedanke. Fabian macht sich aus dem Staub. Wahrscheinlich ein Schwarzbär, findet er später heraus.

Mittlerweile kann der 30-Jährige darüber lachen. Und sowieso: „Es gibt viele tolle Erlebnisse, an die ich mich immer erinnern werde. Etwa, als ich auf dem Mount Katahdin angelangt war. Das war ein unglaubliches Glücksgefühl. Ich war aber auch ein wenig traurig, weil das Abenteuer jetzt vorbei war und es wieder ins normale Leben zurückging.“

Am 08. April macht sich Fabian wieder auf die Reise. Der Pacific Crest Trail befindet sich an der US-Westküste. Er ist sogar noch einmal 700 Kilometer länger als der Appalachian Trail. Länger als 6 Monate wird er aber auch hier nicht brauchen, der Appalachian Trail ist deutlich bergiger. Über seine Ausrüstung hat er sich schon Gedanken gemacht. „Es heißt immer, man packe seine Ängste“, also man packt davon am meisten, wovor man sich am meisten fürchtet. Die Ausrüstung zur zweiten Fernwanderung hat Fabian reduziert, etwa um eine Regenhose und einen Regenüberzug für den Rucksack. Am Schluss zählt jedes Gramm. Schließlich schleppt man alles sechs Monate mit sich herum.

Einen Tipp für alle, die sich nun für ein solches Abenteuer interessieren, hat er auch: Einfach machen. „Nicht zweifeln. Gründe, warum etwas nicht geht, gibt es immer zur Genüge. Die älteste Dame, die ich getroffen habe, war Anfang 70.“ Auch ein Kriegsveteran mit zwei Beinprothesen war auf dem Trail unterwegs. Fabian hält sich übrigens an seinen eigenen Rat. Seine aktuelle Arbeitsstelle hat er für sein neues Abenteuer kurzerhand gekündigt. Dass das sein Leben „ruiniert“, wie es im Zitat zu Beginn scherzhaft heißt, fürchtet er nicht. Dass es sein Leben bereichern wird, da ist er sich hingegen sicher.

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