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Erfahrener Führungsspieler
Verteidiger Simon Lorenz hofft auf versöhnlichen Saisonabschluss
Zu Saisonbeginn vom Zweitligaverein Holstein Kiel zum FC Ingolstadt in die 3. Liga gewechselt, etablierte sich Defensivspieler Simon Lorenz sofort in der Stammformation. Im espresso-Interview spricht der 27-Jährige über die aktuelle Saison und verrät seine Connections zu Ex-Schanzer Benedikt Gimber und Julian Nagelsmann.
Vier Spieltage vor dem Ende der Saison steht ihr aktuell auf dem 9. Tabellenplatz im Niemandsland, im Landespokal Bayern seid ihr dagegen gerade ins Finale eingezogen – ein kleiner Ausgleich für die doch etwas enttäuschende Ligasaison?
Natürlich freuen wir uns, dass wir das Finale erreicht haben und hoffentlich in der kommenden Saison im DFB-Pokal antreten können.
Euer größtes Problem im Saisonverlauf war die fehlende Konstanz. Oft folgte auf einen Sieg direkt wieder eine Niederlage. Woran lag das deiner Meinung nach?
Zum Anfang der Spielzeit war das sicherlich der neuen Mannschaftskonstellation und den neuen Rollen innerhalb des Teams geschuldet – über die gesamte Saison gesehen darf das aber keine Ausrede sein. Es gab viele Gründe, mal waren es individuelle Fehler, mal die mangelnde Torausbeute, dann haben wir wieder zu viele Treffer kassiert. Jeder einzelne Spieler muss sich selbst ankreiden, dass wir unsere Leistung nicht permanent geschlossen auf dem Platz abrufen konnten – und in diesem Punkt müssen wir uns auf jeden Fall verbessern.
Die einzige Erfolgsserie habt ihr in den letzten sechs Partien der Hinrunde hingelegt und dabei 14 Punkte gesammelt. Begonnen hat sie mit einem 1:1-Unentschieden gegen Dortmund. Das gleiche Ergebnis habt ihr zuletzt wieder erzielt, zudem gerade gegen Duisburg 2:0 gewonnen. Dürfen sich die Fans jetzt auf einen ähnlich gelungenen Saisonendspurt freuen?
Das hoffe ich! Rückblickend war dieser Zeitraum die bislang beste Phase in der aktuellen Saison, nicht nur im Hinblick auf die Ergebnisse, sondern auch auf die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind. Wir haben stets druckvoll und gefährlich, aber gleichzeitig auch defensiv stabil agiert und uns vorgenommen, zum Ende der Saison ähnlich erfolgreich abzuschneiden.
Für dich persönlich läuft es gut beim FCI, du bist unumstrittener Stammspieler, hast nach Keeper Marius Funk die meisten Einsatzminuten bei den Schanzern gesammelt. Hast du das so erwartet?
Ich bin schon davon ausgegangen, dass ich viel spiele (lacht) – aber würde meine persönliche Leistung nicht an den erbrachten Minuten messen. Es gibt auch bei mir Dinge, die es zu verbessern gilt – und es wäre mir definitiv lieber, wenn wir zum jetzigen Zeitpunkt einige Punkte mehr auf dem Konto hätten.
Mit deiner langjährigen Erfahrung gehörst du zu den Führungsspielern – bist du generell ein Typ, der gerne Verantwortung im Team übernimmt?
Ich bin recht kommunikativ und gebe gerade jüngeren Spielern, die noch nicht so lange auf diesem Niveau agieren, gerne etwas von meiner Erfahrung mit auf den Weg. Deshalb bin ich froh, dass ich diese Rolle bei den Schanzern einnehmen kann, versuche aber gleichzeitig auch, mich selbst weiterzuentwickeln.
Du kamst als gestandener Zweitligaprofi von Holstein Kiel zum FC Ingolstadt – was hat dich beim „Rückschritt“ in die 3. Liga zu den Schanzern überzeugt?
Ich hatte im Sommer mehrere Optionen. Aber die Gespräche mit den sportlich Verantwortlichen und das von ihnen aufgezeigte Zukunftsprojekt haben mich rasch überzeugt. Zudem spricht die Infrastruktur – mit dem Trainingsgelände und Stadion – natürlich für sich. Ich glaube, dass im Verein top Bedingungen vorherrschen, richtig guten Fußball zu spielen.
Seit gut neun Monaten bist du nun in Ingolstadt – was gefällt dir an der Stadt?
Wenn ich in den Süden komme, stellt sich bei mir immer eine Art Heimatgefühl ein, generell mag ich die bayerische Lebensart. Ingolstadt ist ein ruhiges Städtchen, in dem man gut leben kann. Zudem haben wir auch im Team ein gutes Miteinander, das zusätzlich hilft, sich hier sehr wohlzufühlen.
Du bist aus dem hohen Norden zum FCI gewechselt – was magst du nun lieber: Meer oder Berge?
Ich habe mich in Kiel richtig wohl gefühlt, gerade bei schönem Wetter kommt dort schnell Urlaubsfeeling auf. Trotzdem gefällt es mir im Süden besser, weil er für mich einfach Heimat bedeutet – und so viele schöne Tage gibt es im Norden auch gar nicht (lacht).
Vor einiger Zeit hast du mit Leichtathletin Gina Lückenkemper an deiner Sprinttechnik gearbeitet. Wie war diese Erfahrung für dich und konntest du die Tipps im Fußball anwenden?
Wir haben uns über eine gemeinsame Freundin kennengelernt und uns dann in einer Einheit ausgetauscht. Auf dem Fußballplatz sprintet man sicherlich schon ein bisschen anders als auf der Laufbahn, aber dennoch war es sehr spannend, Einblicke in eine andere Sportart zu gewinnen – denn der athletische Bereich wird auch im Fußball immer wichtiger. Tatsächlich habe ich dieses Jahr auch etwas schnellere Sprintwerte als im Vorjahr (lacht).
Du kennst einen Ex-Schanzer bereits aus Kindertagen – nämlich Benedikt Gimber, der dein Nachbar war. Seid ihr immer noch befreundet und freust du dich für ihn, dass er derzeit mit Heidenheim in der Bundesliga spielt?
Wir haben als Kinder Tür an Tür gewohnt und auch unsere Eltern waren schon miteinander befreundet. Nach wie vor sind wir beste Freunde und es ist natürlich Wahnsinn, dass er jetzt mit Heidenheim in der höchsten deutschen Spielklasse unterwegs ist. Ich war zum Beispiel zuletzt bei seinem Match gegen den FC Bayern München und habe dann bei ihm übernachtet – die Entfernung ist ja aktuell nicht mehr so groß und wir können uns deutlich öfter sehen.
In der U16 bei der TSG Hoffenheim hieß dein Trainer Julian Nagelsmann – welche Erinnerungen hast du an die Zeit und konnte man damals schon erahnen, dass er ein außergewöhnlicher Coach ist, dessen Weg bis zum Nationalmannschaftstrainer geht?
Tatsächlich war er lange mein Coach, auch zusätzlich zwei Jahre in der U19 und ein weiteres Jahr bei den Profis. Daher würde ich ihn als meinen prägendsten Trainer in meiner Jugend- und Anfangszeit als Profi bezeichnen. Auch wenn man als 15- oder 16-Jähriger noch wenig Vergleichswerte hat, hat man rückblickend spätestens bei den A-Junioren gemerkt, dass er ein außergewöhnliches Trainertalent ist und in allen Bereichen herausragend gute Arbeit geleistet hat. Es wundert mich daher nicht, dass er in seinen jungen Jahren bereits eine so erfolgreiche Karriere hingelegt hat.
Deine Eltern haben in deinem Heimatort einen Bauernhof – wie hast du deine Kindheit mit Tieren und Landwirtschaft erlebt?
Mein Papa betreibt Milchviehhaltung, also war bei uns zu Hause immer was los. Auf dem Hof durften wir Kinder mithelfen, solange es uns Spaß gemacht hat, wir waren aber zu nichts verpflichtet, sondern hatten eine sehr freie Kindheit. Zudem gehörte ein großes Grundstück zu unserem Hof, für das ich mit etwa sechs Jahren zwei Tore geschenkt bekam, so dass ich quasi meinen privaten Fußballplatz hatte. Dort konnte ich jeden Tag – unter anderem zusammen mit Benedikt – kicken, das war schon richtig cool.
Du hast mit dem Klavierspielen angefangen – wie bist du darauf gekommen und was spielst du?
Meine Mutter hat früher Klavier gespielt, aber ich habe tatsächlich erst in Kiel damit begonnen. Ich hatte gelesen, dass im Gehirn bestimmte neuronale Verbindungen entstehen, wenn man ein Instrument spielt, also dachte ich: „Kauf dir mal ein Klavier“ (lacht). Allerdings habe ich keinen Unterricht genommen, sondern mir das Spielen über Tutorials selbst beigebracht. Inzwischen klingen einige Songs schon ganz gut, zum Beispiel „River flows in you“ von Yiruma oder der Sound-track zu „Die fabelhafte Welt der Amelie“. Als nächstes Stück möchte ich gerne „Interstellar“ von Hans Zimmer lernen.
Was unternimmst du denn in deiner Freizeit?
Einen Teil meiner Freizeit investiere ich in mein BWL-Studium, ansonsten treffe ich mich gerne mit Freunden oder genieße die Zeit zu zweit mit meiner Freundin oder meiner Familie. Das ist für mich eine schöne Entspannung als Ausgleich zum Fußball.
Endlich habt ihr gegen Duisburg mal wieder zuhause gewonnen – alles andere wäre gegen den Tabellenachtzehnten auch enttäuschend gewesen, oder?
Das ist immer so – nicht nur beim Tabellenachtzehnten (lacht). Spaß beiseite, in der 3. Liga sind die Unterschiede zwischen den Teams minimal, grundsätzlich kann dort jeder wirklich jeden schlagen. Wir sind gut in die Partie gekommen, hätten aber direkt zwei oder drei Tore schießen müssen, dann wäre das Spiel entschieden gewesen. Es war klar, dass die „Zebras“ im zweiten Durchgang mit viel Druck aus der Kabine kommen würden, deshalb sind wir letztendlich froh, dass wir einen weiteren Treffer erzielt und zu Null gespielt haben. Schön, dass so viele Leute im Stadion waren – und mit dem geilen Sondertrikot war es ein rundum gelungener Familienspieltag.
Danach stehen noch vier weitere Partien an: Was habt ihr euch vorgenommen?
Eine bestimmte Punkteausbeute haben wir uns nicht zum Ziel gesetzt, sondern dass wir jede Begegnung einzeln angehen. Wir wollen auch das Spiel in Essen gewinnen, danach sehen wir weiter.
Blicken wir noch ein bisschen über die Saison hinaus, die sicher insgesamt nicht deine Erwartungen erfüllt hat – was wünschst du dir für die kommende Spielzeit für dich persönlich und für den Verein?
Der FC Ingolstadt 04 ist ein ambitionierter Klub, deshalb müssen wir uns weiterentwickeln sowie besser und erfolgreicher spielen als dieses Jahr – und demnach nächste Saison besser dastehen als heute.
Vielen Dank für das Gespräch, Simon!
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