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„Ich vermisse den Döner“

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"Ich vermisse den Döner"

Interview & Foto: Sabine Kaczynski

Neuzugang Mladen Cvjetinovic mauserte sich beim FCI direkt zum Stammspieler

Im Sommer schloss sich der gebürtige Berliner Mladen Cvjetinovic dem FC Ingolstadt an. Aus der Regionalliga kommend, hatte der 20-jährige Youngster keine Schwierigkeiten, den Sprung in die 3. Liga zu meistern und wurde schnell zum gesetzten Stammspieler in der Schanzer Abwehr. Im espresso-Interview spricht der Verteidiger mit bosnischen Wurzeln über den bisherigen Saisonverlauf, seine Heimatstadt Berlin und seinen Umzug nach Ingolstadt.

Hinweis: Das Interview wurde einige Tage vor Cvjetinovics Schulterverletzung im Mannschaftstraining geführt. Er „wird dem FCI somit für längere Zeit nicht zur Verfügung stehen. Aufgrund der Schwere der Verletzung wird sich der gebürtige Berliner zeitnah einem operativen Eingriff unterziehen“, erklärte der FC Ingolstadt gestern, 25.10.23.

Nach knapp einem Drittel der Spielzeit steht ihr auf Rang 7 der Tabelle – wie siehst du den bisherigen Saisonverlauf?
Auch wenn wir nicht mit allen Ergebnissen zufrieden waren, hat man von Spiel zu Spiel eine Steigerung gesehen und wir haben uns kontinuierlich weiterentwickelt.

Niederlagen und Siege wechseln sich ab, in der Tabelle geht es rauf und runter – welche Erklärung hast du für diese Leistungsschwankungen?
Ehrlich gesagt, kann ich auch keine konkrete Ursache dafür nennen. Wir waren aufgrund der vielen Neuzugänge lange in der Findungsphase, daher bin ich zuversichtlich, dass wir in den nächsten Wochen – nach dem Umbruch im Sommer – immer bessere Resultate erzielen und weiter Punkte sammeln werden.

Um vorne wieder Anschluss zu finden, wäre eine Siegesserie nützlich – traust du das dem FCI in seiner aktuellen Form zu?
Klar, wir sind in der Lage, jeden Gegner in der Liga zu schlagen – wenn wir mit dem richtigen Mindset in die Partie gehen.

Gegen Unterhaching hat das ja gerade gut geklappt – wie hast du das Spiel gesehen?
Wir haben sehr gut ins Spiel gefunden und den Gegner die gesamte erste Halbzeit über dominiert. Nach dem Pausentee sind wir gut aus der Kabine gekommen, haben unser erstes Tor erzielt, leidenschaftlich verteidigt und in der Folge unsere Chancen eiskalt genutzt. So gewinnen wir das Heimspiel am Ende des Tages mit 3:0, was ein super Gefühl ist. Aber schon jetzt geht der Blick nach vorne und wir widmen uns bereits der Partie in Bielefeld, die auch nicht einfach wird. Nichtsdestotrotz sind wir guter Dinge, dass wir auch diese Truppe schlagen können.

In den drei Partien davor – gegen Viktoria Köln, Regensburg und Verl – musstet ihr dagegen zweimal einem schnellen Rückstand hinterherlaufen bzw. konntet eine zweimalige Führung nicht halten – lasst ihr zu leicht Punkte liegen?
Natürlich sind solche Punktverluste ärgerlich, trotzdem spricht es für die Moral unserer Mannschaft, einen Zwei-Tore-Rückstand im Spiel gegen Verl aufzuholen und auswärts noch einen Punkt zu holen. Unser Ziel muss nun sein, unsere Leistung über die volle Distanz von 90 Minuten auf den Platz zu bringen, dann wird es auch wieder für Siege reichen.

Die Defensive wird immer wieder von diversen Verletzungen durcheinandergewirbelt, zudem wechselt Michael Köllner zwischen Dreier- und Viererkette. Wie schwer ist es für dich als jungen Spieler, mit wechselnden Abwehrpartnern und -systemen zurechtzukommen?
Die verschiedenen Systeme haben wir relativ schnell drauf, auch die unterschiedliche Besetzung der Abwehrkette darf kein Problem sein. Alle Spieler im Kader haben eine große Qualität, darin liegt sicher nicht der Grund für die Gegentore, die wir zuletzt kassiert haben.

Die einzige Konstante in der Defensive bist momentan du, hast als einziger alle Partien auf deiner Position komplett absolviert – wie fühlt sich das für dich an?
Jeder Fußballer will auf dem Platz stehen – und wenn du dann jede Woche in der Startelf bist und durchspielen darfst, ist das natürlich ein wunderschönes Gefühl – noch viel besser wäre es allerdings gewesen, wenn wir jede Partie auch erfolgreich absolviert hätten.

Du bist vom Regionalligisten Viktoria Berlin zum FCI gewechselt: Hättest du überhaupt damit gerechnet, dass dir der Sprung in die 3. Liga sofort gelingt – und das noch als gesetzter Stammspieler?
Natürlich bin ich zum FCI mit dem Ziel und dem Anspruch an mich selbst gekommen, tagtäglich meine bestmögliche Leistung abzurufen und mich damit für die Startelf zu empfehlen – umso glücklicher bin ich, dass das momentan auch aufgeht.

Du hast zwar auch bei Viktoria Berlin schon Drittligaluft geschnuppert. Dennoch: Was sind für dich die größten Unterschiede zur Regionalliga?
Das Tempo in der 3. Liga ist viel höher und die Gegenspieler haben mehr Erfahrung als die Stürmer in der Regionalliga, daher musste ich mich als Verteidiger dem Niveau schon anpassen und selbst besser sein, um die gegnerischen Angreifer vor Probleme zu stellen und sie in den Griff zu bekommen.

Mit dem Wechsel stand auch der Umzug von Berlin nach Bayern an: von der pulsierenden Hauptstadt ins beschauliche Ingolstadt, weg von Familie und Freunden – wie war das für dich?
Es war eine riesengroße Umstellung: Berlin schläft nie, während man in Ingolstadt schon ruhigere Ecken vorfinden kann. Sehr ungewohnt war auch, selbst kochen zu müssen, statt nach Hause zu kommen und am gedeckten Tisch Mamas Essen zu genießen. Aber die Mannschaft hat es mir von Anfang an sehr leicht gemacht, mich einzugewöhnen. Positiv ist auch, dass ich mich hier zu hundert Prozent auf den Fußball konzentrieren kann, während es in Berlin einige Faktoren geben kann, die dich auch mal ablenken können.

Du bist in Neukölln aufgewachsen – einem Stadtbezirk, den man mit Drogen, Gewalt und Kriminalität assoziiert. Ist das tatsächlich so ein hartes Pflaster oder ist das nur ein Klischee?
Ich habe dort in Rudow, einem für Berliner Verhältnisse etwas ruhigeren Viertel gewohnt. Ein paar Straßen weiter könnte man zwar durchaus in Schwierigkeiten geraten – aber so schlimm, wie es in den Medien dargestellt wird, ist es nicht. In Berlin lässt es sich auch friedlich leben (lacht).

Was vermisst du am meisten an Berlin?
Den Döner! Es gab ehrlicherweise auch Wochen, in denen ich drei- bis viermal Döner gegessen habe – das ist einfach so ein Berliner Ding. Wir sind schon ziemlich stolz auf unseren Döner (lacht). Tatsächlich habe ich mich daher in Ingolstadt noch nicht getraut, einen zu versuchen, da ich sehr kritisch bin (lacht). Ich achte vor allem darauf, dass das Fleisch gut aussieht und der Salat frisch ist. In Berlin werden die Zutaten ständig neu aufgefüllt, weil alle Dönerläden prima laufen. Auch die Saucen sind ganz wichtig. Ich habe gehört, dass hier beispielsweise Joghurtsauce verwendet wird – das gehört auf keinen Fall in einen Döner! Ich nehme immer eine scharfe Kräuter- oder Sesam-Sauce.

So muss laut Mladen ein guter Döner aussehen | Foto: privat

Was magst du an Ingolstadt und Bayern?
Besonders gut gefallen mir die Volksfeste, das kennen wir in Berlin so nicht. Es ist wirklich bemerkenswert, dass alle Leute gut drauf sind und prima miteinander auskommen. Ich habe mir sogar schon eine Lederhose geholt (lacht).

Du hast bosnische Wurzeln – welchen Bezug hast du zu dem Land?
Ein Großteil meiner Familie lebt in Bosnien und wir haben in meiner Kinder- und Jugendzeit dort regelmäßig den Sommerurlaub verbracht. Auch die Sprache beherrsche ich recht gut.

Du warst bereits mehrmals für die bosnische U21 nominiert – wie fühlt es sich an, für deine Heimat auf dem Platz zu stehen?
Es ist jedes Mal eine Ehre für mich, dabei zu sein. Natürlich gebe ich mein Bestes und es ist ein unfassbares Gefühl, mein Land vertreten und für die Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen.

Wann kommt der Sprung in die A-Nationalmannschaft von Bosnien-Herzegowina?
Ich hoffe, so bald wie möglich! Natürlich muss ich dafür durchgängig meine Leistung im Verein bringen, aber es ist ganz klar eines der größten Ziele, die ein jeder Spieler hat. Auch mein Traum ist es daher, Pflichtspiele für die A-Nationalmannschaft meines Landes zu absolvieren.

Hast du Hobbys, die du als Ausgleich zum Leistungssport betreibst, oder chillst du lieber, wenn du mal Freizeit hast?
Generell chille ich lieber. Geht’s dann mal vor die Haustür, treffe ich mich gerne mit Freunden, gehe zum Billiardspielen oder stehe auf dem Paddle-Court.

Zurück zum Fußball: Was hast du dir persönlich für die Saison mit den Schanzern vorgenommen?
Ich möchte so viel Spielzeit wie möglich sammeln und mich beim FCI weiterentwickeln. Mit dem Team möchte ich die Saison so erfolgreich wie möglich gestalten – mal sehen, was am Ende dabei rauskommt.

Vielen Dank für das Gespräch, Mladen!

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