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Stallgeruch

Ein Alien besucht die Erde – und trifft ausgerechnet zuerst auf Ministerpräsident Markus Söder. Ein Dialog zwischen Welten. Ein Leberkasfiasko.
VON STEFANIE HERKER
Alys Alien, ein Praktikant des Planeten Verstandos, ist mit seinem Raumschiff in einer Scheune am Rande eines Waldes in Franken gelandet. Auf der Suche nach einem durchschnittlichen Erdenbewohner trifft er dort in einem Schweinestall zufällig auf Markus Söder, der gerade eine Leberkassemmel isst. Ein (fiktiver) interstellarer Dialog zwischen dem Besucher aus einer fernen Galaxie und dem Bayerischen Ministerpräsidenten beginnt. Ein satirisches Interview mit einer guten Portion Senf, äh, Wahrheit.
Alys Alien: Verzeihung, hätten Sie ein paar Minuten Zeit mir ein paar wichtige Fragen über die Menschheit zu beantworten?
Markus: Natürlich. Da bist du beim Richtigen gelandet. Ich muss aber schnell noch ein Foto von meiner Leberkassemmel posten. Ich bin nämlich Food-Influencer: #söderisst.

Alys: Meine Sensoren empfangen gerade die Nachricht, dass ich den Bayerischen Ministerpräsidenten vor mir habe.
Markus: Ja, das bin ich auch, der Ministerpräsident des schönsten Bundeslandes der Galaxie – Bayern. Schreib mit: „Ein Land mit Tradition, mit Herz und mit echter Heimatliebe. Wir stehen für christliche Werte, bayerisches Rindfleisch und Hightech made in Bavaria.“ Und ich bin gewissermaßen sowas wie der Anker der Zivilisation auf diesem Planeten. Das kannst du gern als Überschrift verwenden. Für welches Blatt schreibst du eigentlich?
Alys: Ich heiße Alys und bin ein Praktikant des Planeten Verstandos, der auf die Erde geschickt wurde, um die Menschen zu studieren.
Markus: „Alys“, des hört sich ja fast nach meinem neuen Landwirtschaftsminister Alois Rainer an. Bloß, dass er ein schwarzer Metzger und du ein grünes Mannschgerl bist – bisschen zu grün und divers für meinen Geschmack.
Alys: Ja, bei uns auf dem Planeten Verstandos ernährt man sich tatsächlich nur von Pflanzen, die uns zwar die grüne Farbe, dafür aber Superkräfte geben. Aber es geht jetzt um Sie. Sagen Sie, Herr Söder, warum liebt Ihre Spezies Hunde, isst aber Schweine?
Markus: Also das ist ganz einfach: Wir in Bayern haben ein inniges Verhältnis zu unseren Haustieren – Hund, Katz’, Goldfisch, alles Freunde, würden wir niemals grillen. Aber das Schwein ist halt ein klassisches Nutztier. Damit sind Generationen groß geworden. Ein Tag ohne Leberkassemmel, Würstel oder Schweinebraten ist vielleicht möglich, aber sinnlos. Fleisch – das ist doch gelebte Kultur! Natürlich stellen wir uns vor, dass es dem Tier vorher gut gegangen ist.
Alys: Tierschutzorganisationen sagen da aber etwas anderes. Warum ist Ihre Spezies soweit davon entfernt, Kühe und Schweine wie fühlende Lebewesen zu behandeln? Das sind sie nämlich. Warum sperren Sie Kühe in Ställe, aber posten Selfies mit Alpakas?
Markus: Weil Alpakas süß sind. Und die Medien lieben’s. Bekommt viele Likes. Außerdem hat’s was Exotisches – und ich bin ja bekannt dafür, Brücken zu schlagen zwischen Bayern und der Welt. Kürzlich war ich in Indien, toller Content für mein Instagram. Und was die Kühe angeht: Wir reden hier von Millionen. Da kann man nicht einfach die Stalltür aufmachen und sagen „lauft’s halt dann frei rum“. Wir müssen realistisch bleiben.
Alys: Also das Konzept von Tierquälerei durch Massentierhaltung stört hier niemanden?
Markus: Doch. Aktivisten und Veganer zum Beispiel. Aber sie läuft weiter. Weil der Verbraucher billig will. Billig! Wir Politiker können nicht alles regulieren. Wir können Impulse setzen – das mache ich. Wir können appellieren – das mache ich auch. Aber wir sind keine Verbotspartei. Das sind die Grünen. Wenn dann jemand zum Discounter geht und 500 Gramm Fleisch für 2,99 kauft, dann soll er es. Mach ich ja auch mal, wenn der regionale Metzger schon zu hat.

Alys: Die vegane Ernährung boomt, gerade bei jungen Menschen. Warum reden Sie diese Ernährung schlecht, obwohl sie gut für den Planeten wäre? Warum werden durch Politikter aus Ihren eigenen Reihen Tatsachen über den Klimaschutz verdreht? Ihre Aufgabe ist es, den Menschen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur, den Tieren und ihren Ernährungsgewohnheiten aufzuzeigen. Es geht ja nicht nur um Geschmack und Tradition. Es geht ums Ganze. Um die Zukunft Ihres Planeten.
Markus: Also schau, ich hab überhaupt nichts gegen vegane Ernährung. Jeder darf essen, was er will, das ist ja schließlich ein freies Land. Wenn jemand morgens Sojajoghurt löffelt, mittags Tofuwürstchen kaut und abends einen Linsensmoothie trinkt – bitte sehr. Bayern ist tolerant. Aber was mich stört, ist der missionarische Eifer. Dieses Gefühl, dass man gleich ein schlechter Mensch ist, wenn man mal ein Schnitzel isst. Ich verteidige hier nicht nur das Fleisch, ich verteidige eine Kulturform. Unsere Wirtshäuser, unsere Feste, unsere Familienrezepte. Da geht’s um mehr als nur Kalorien. Da geht’s um Identität. Ich sag immer: Nachhaltigkeit heißt nicht, dass wir alle nur noch Gras fressen – sondern dass wir unsere Bauern schützen. Die hacken keine Urwälder weg, die mähen mit Liebe. Regional statt Regenwald – das ist mein Motto. Und wer unbedingt vegan leben will: In Ordnung. Aber lasst dem Leberkäs seine Würde!
Alys: Romantisch, wie sie es umschreiben und wie sie die regionalen Betriebe loben. Aber das Fleisch, das Sie täglich verzehren, kommt leider nicht immer vom regionalen Metzger oder dem großväterlichen Betrieb aus Bayern. Oder glauben Sie, der Großvater von Ronald McDonald steht noch auf der Weide und streichelt die Kühe für die Millionen Cheeseburger täglich persönlich?
Markus: Also ich lasse mich doch hier nicht vorführen, du halbe Portion. Zurecht lobe ich die regionalen Metzger und Landwirte. Ich bin ein Mensch des Volkes. Ich finde, man kann beides: Tradition leben und moderne Esskultur zelebrieren. Ich liebe das Angebot der regionalen Metzger – wirklich! Aber manchmal, nach einem langen Tag, fährt man halt am Mäcci auf der A9 vorbei. Und da gibt’s dann halt den BigMac oder den McRib, den ich auch sehr gerne mag. Wenn du auf meinen Instagram Account schaust, findest du ein sehr interessantes Video von mir, wie ich den Leuten zeige, auf welche Weise man einen BigMac noch essen kann. Ich will gar nicht zu viel verraten – Klickbating! (zwinkert Alys zu). Vielleicht ist das Fleisch aus Polen, vielleicht auch nicht. Ein bisschen wie Roulette. Aber: Hauptsache, es schmeckt. Das ist auch Lebensqualität. Sich was gönnen, ganz ohne Reue.

Alys: Ok, ich sehe schon, so kommen wir nicht weiter. Wo bleibt denn wenigstens die ökologische Landwirtschaft?
Markus: Die Bio-Landwirtschaft ist mir ein echtes Herzensanliegen. Ich war selbst schon oft auf Biohöfen, hab dort Kühe gestreichelt und Ziegenkäse gekostet. Wir fördern das natürlich – im Rahmen der haushaltspolitischen Möglichkeiten. Aber man muss ehrlich sein: Mit Bio kann man nicht die ganze Welt ernähren. Deshalb brauchen wir eine kluge Balance – aus Hightech, Effizienz und Gefühl. Ich nenne das: Bayerisches Verantwortungsbewusstsein mit Stallgeruch.
Alys: Wenn Sie sagen, Sie fördern Bio, Tierwohl und Verantwortung – wie viel Prozent Fleisch auf dem bayerischen Markt stammen denn tatsächlich aus artgerechter, regionaler Biohaltung? Und wie viel Prozent ist Quälfleisch aus ausländischen Megaställen, das in Plastikschalen mit „Natürlich Bayern“-Etikett verkauft wird?
Markus: Also jetzt wird’s aber schon ein bisschen respektlos. Ich lasse mir nicht vorwerfen, dass ich hier keine Verantwortung übernehme! Bayern ist bei Bio bundesweit vorne mit dabei – und Ziel der Bundesregierung ist es, den Anteil ökologisch bewirtschafteter landwirtschaftlicher Fläche in Deutschland auf 30 Prozent bis 2030 zu steigern. Das ist ambitioniert, das ist realistisch, das ist bayerisch. Wir haben außerdem Verantwortung gegenüber Bauern, Verbrauchern, dem Handel – das ist ein komplexes System, kein interstellarer Wunschbrunnen! Und ich kann doch nicht jeden Einkaufskorb kontrollieren! Wenn der Verbraucher zum Billigfleisch greift, dann ist das nicht meine Schuld. Wir fördern Bio, wir ermöglichen Tierwohl – aber wir leben in einer freien Marktwirtschaft, nicht auf einem rückständigen Planeten wie dein Verstandos.
Alys: Verstehe. Also wenn die Menschen billig einkaufen wollen, müssen Tiere eben leiden. Und das nennen Sie dann: bayerische Verantwortung. Auf meinem Planeten nennt man sowas „Bequemlichkeitsopfer.“
Markus: Jetzt reicht’s aber! Ich lass mich nicht von einem naiven außerirdischen Moralapostel belehren, der noch nie auf einer bayerischen Alm ein Kalb zur Welt gebracht hat! Du verstehst doch unser System gar nicht. Du verstehst unsere Tradition nicht. Und du verstehst vor allem eins nicht: Politik ist die Kunst des Möglichen. Nicht des Utopischen!
Alys: Dann ist Politik auf diesem Planeten also das Möglichmachen des Falschen, solange es bequemer ist als das Richtige. Ich bin hier, weil der Planet Erde in Not ist, nicht weil ich Ihnen schaden will. Was tun Sie aktuell gegen das Artensterben?
Markus: Wir haben großartige Programme aufgelegt! Blühstreifen, Bieneninitiativen, Umweltbildung für Kinder. Ich habe selbst ein Insektenhotel eingeweiht – mit Presse dabei. Natürlich können wir nicht jede Fliege retten. Aber ich glaube: Wenn jeder seinen Teil beiträgt – der Staat, die Wirtschaft, die Gartencenter – dann schaffen wir das gemeinsam. Außerdem bin ich für digitale Lösungen. Vielleicht können wir irgendwann auch Datenbienen zum Bestäuben einsetzen. Made in Bavaria. Außerdem Artensterben gab es doch schon immer. Zweimal in der Geschichte bereits. Also.. keine Panik!
Alys: Also… nur um sicherzugehen: Ihr Menschen wisst, ihr lebt auf einem der artenreichsten, fruchtbarsten Planeten im bekannten Universum – mit frischer Luft, trinkbarem Wasser, selbstregulierenden Ökosystemen und Millionen anderen Lebensformen? Holz ist kosmisch gesehen praktisch ein Wunder.
Markus: Ja. Ein ziemlicher Glücksgriff, oder?

Alys (greift zum Wahrheitsserum und mischt es Söder unter das Weißbier): Und was tut ihr damit?
Markus: Ehrlich gesagt.. Wir roden Wälder, betonieren Landschaften, kippen Mikroplastik in Meere, machen Tierversuche, produzieren unnützes Zeug, das auf brennenden Mülldeponien landet, konsumieren, damit wir die Leere in uns füllen, fliegen in Privatjets, füttern Kühe mit importiertem Soja, damit wir billigeres Grillfleisch kriegen. Ach, ich könnte ewig so weitermachen. Ja und mittlerweile interessiert uns der Weltraum so sehr, dass wir Milliarden in die Raumfahrt investieren. Auf der Erde könnte man das sinnvoller einsetzen…
Alys: Interessant. Und warum macht ihr das alles?
Markus: Weil wir glauben, das sei Fortschritt. Oder Wohlstand. Oder irgendwie notwendig. Außerdem, das Unbekannte lockt doch schon immer. Und natürlich macht es auch Spaß, dem Habeck eins auszuwischen, wo’s geht.
Alys: Gibt es denn niemanden, der sagt: „Stopp – so geht das nicht“?
Markus: Doch. Kinder, Aktivisten, die Grünen, alte Bäuerinnen mit Herz. Wissenschaftler. Nur hört man denen nicht immer zu, geht in Gegenwehr, aus Prinzip. Manchmal verkaufen wir deren Ideen auch als unsere, wenn wir merken, es geht doch nicht anders. Aber meistens rufen wir nach technologischen Lösungen, von denen wieder irgendwelche Lobbys, Millionäre, Unternehmen und Einzelpersonen profitieren. Geld regiert die Welt. Ohne Moos nix los.
Alys: Wenn Geld und Fortschritt keine Rolle spielen würde – was würden Sie tun?
Markus: Ach, weißt du, ich habe viele Talente. Aber als erstes würde ich eine Ausbildung zum Metzger machen und ein Praktikum bei Mc Donalds. Ich könnte mir außerdem ein eigenes Medienformat vorstellen, am besten im Schlachthof in München. „Söder unplugged – Politik mit Geschmack“. Karaoke wäre fester Bestandteil. Und natürlich würde ich ein Buch schreiben. Titel: „Metzgerherz mit Visionen – zwischen Fleischtheke und Raketenstart“. Und ich würde weiterhin jeden Tag daran arbeiten, dass Bayern nicht vegan wird, sondern Heimat bleibt. Auch ohne Amt. Ich glaube das ist meine Berufung. Bayern braucht mich. Deutschland braucht mich. Und das Weltall ruft auch schon nach mir.
Alys Alien beamt sich wortlos in sein Raumschiff. Er notiert: „Fehlerhaftes Programm in Spezies Mensch festgestellt. Umprogrammierung dringend nötig.“ Er verlässt die Erde.
Markus (schreit ihm noch nach): Alys, wir brauchen doch noch ein Selfie für
Instagram!
Anm. d. Red.:
Ein fiktives Gespräch. Die Antworten von Markus Söder sind teilweise von unserer Redaktion erfunden, teilweise überspitzt dargestellt, kommen uns aber bekannt vor. Ihnen auch?

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