Seit Sperrung Harderstraße: „Wir werden aus dem Auto heraus beschimpft“

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Seit Sperrung Harderstraße: "Wir werden aus dem Auto heraus beschimpft"

Wirt Georg Moren macht sich Gedanken über Anschläge auf das Rainbow | Fotos: Sebastian Birkl

Georg Moren führt Ingolstadts einzige queere Szene-Bar, das Rainbow No. 2. Im espresso-Interview spricht er über die wachsende queerfeindliche Stimmung im Land und richtet einen Appell an Bundeskanzler Friedrich Merz.

Queerfeindliche Angriffe nehmen zu. Auch die CSDs geraten immer stärker unter Druck. Der CSD in Gelsenkirchen musste im Mai wegen einer Bedrohungslage abgesagt werden. In Regensburg kürzte der Veranstalter im Juli die CSD-Parade wegen Sicherheitsbedenken ein. Im Jahr 2024 gab es in 24 Städten Gegendemos von Rechtsextremen. Was macht dieses radikalisierte Klima mit dir?
Das ist erschreckend und traurig. Was sollen wir machen? Ich würde sagen, wir sollten uns nicht verstecken. Jetzt erst recht laut! Der CSD ist eine der friedlichsten Demos, die es hier im Land gibt. Es ist auch schade, dass sich die Regierung mit der Regenbogenflagge aktuell so schwertut.

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner lehnt das Zeigen der Regenbogenflagge am Reichstag ab. Bundeskanzler Friedrich Merz verstieg sich in der Flaggen-Diskussion zur Aussage, der Bundestag sei „kein Zirkuszelt.“ Man könnte jetzt sagen: Friedrich Merz ist der Bundeskanzler aller Deutschen – auch der queeren. Hast du eine Botschaft für den Bundeskanzler?
Meine Botschaft an Herrn Merz: Da die Zahl queerfeindlicher Angriffe sehr hoch ist und weiter steigt, sollten Sie gerade jetzt ein deutliches Zeichen setzen, dass Sie hinter uns stehen. Es ist wichtig, dass auch Rechtsextreme erkennen, dass die Regierung hinter uns steht. Durch solche Aussagen fühlen sich Gegner jedoch ermutigt. Ich finde falsch, was Herr Merz aktuell macht.

Georg Mohren arbeitet hauptberuflich bei Audi. Am Wochenende und vor Feiertagen steht er im Rainbow No. 2 hinter der Bar, organisiert Veranstaltungen und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit.

Warst du selbst schon Opfer aufgrund deiner sexuellen Orientierung?
Ich selbst nicht. Seit aber die Harderstraße in Ingolstadt gesperrt ist, nimmt der Verkehr am Rainbow (in der Beckerstr., Anm. d. Red) zu. Wir werden aus dem Auto heraus beschimpft und teilweise mit Wasser bespritzt – das häuft sich in diesem Jahr. Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn die Harderstraße wieder befahrbar ist. Mit unserer Außenbestuhlung direkt an der Straße mache ich mir natürlich auch Gedanken über Anschläge.

Wofür steht das Rainbow?
Das Rainbow steht für queere Menschen. Sie können hier so sein, wie sie wollen. Natürlich dürfen uns aber auch heterosexuelle Menschen besuchen, jeder ist willkommen. Die Gemeinschaft ist dabei anders als in anderen Kneipen. Wenn du hier ganz alleine reinkommst, findest du sofort Anschluss.

Wie wichtig ist deiner Meinung nach ein Safe Space wie das Rainbow in diesen Zeiten?
Sehr wichtig. Queere Menschen brauchen einen Schutzraum. Es ist wichtig, zu zeigen, dass es auch solche Bars noch gibt.

Was wäre deine Botschaft an die (nicht) queere Bevölkerung?
An die Queeren: Macht weiter, seid laut. Zeigt euch, kämpft weiter und habt keine Angst. An die Nicht-Queeren: Schaut euch das alles an. Lasst die Leute so sein, wie sie sind. Dann ist die Welt in Frieden.

Der siebte Ingolstädter Christopher Street Day findet am 26. Juli 2025 statt. Mehr Infos hier:
CSD Ingolstadt 2025 – Mehr als ein bunter Umzug
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