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Ex-Schanzer Alfredo Morales lebt seit zwei Jahren in New York | Interview: Sabine Kaczynksi | Fotos: privat

Als eine weitere Station in seiner Karriereplanung stand die USA schon recht lange fest, dass sie aber so schnell kommen würde, war für Ex-Schanzer Alfredo Morales und seine Familie dann doch eine Überraschung.

Als „riesige Freude und Schock zugleich“ beschreibt Alfis Ehefrau Nadja denn auch die damalige Gefühlslage ob der Entscheidung, von Düsseldorf nach New York zu ziehen. „Ich habe schon für die US-amerikanische Nationalmannschaft gespielt und ein Teil meiner Familie wohnt hier – deshalb hatte ich immer die Idee, eines Tages hier Fußball zu spielen und auch zu leben“, erzählt der Ex-Ingolstädter. 2021 war es dann soweit: Die Morales-Söhne Emilio und Eliano waren mit damals neun und sechs Jahren „groß genug, diesen Riesen-Schritt zu gehen“, er selbst bereit für den nächsten Step auf der Karriereleiter – und so griff Alfredo Morales beim Angebot des MLS-Vereins New York City FC zu. Dass die ganze Family mitkommt, war von Beginn an klar: „Schon durch frühere Urlaube oder Alfis Nominierungen für die Nationalmannschaft waren wir alle Amerika-Fans“, schmunzelt Nadja, die den Wechsel aber erst ein paar Jährchen später erwartet hatte. Einfach war der Umzug daher nicht: „Schon der Abschied von Ingolstadt ist uns sehr schwergefallen, dann hatten wir uns in Düsseldorf gut eingelebt, Freunde gefunden, mit denen wir gerade durch die Corona-Lockdowns noch enger zusammengewachsen waren und standen dort mitten im Leben.

Hier spürt man den American Dream!

Für Alfi ist das leichter – er hat durch die neue Mannschaft schnell Kontakt und fühlt sich dort zuhause, wo wir sind. Für die Kinder und mich war es schon hart, aber gleichzeitig waren wir offen für etwas Neues“, blickt Nadja zurück. So startete Familie Morales mit zwei Kindern, zwei großen Hunden und einer Katze in ein neues Leben in den USA – und Alfi in ein gänzlich neues Sportgeschehen, das sich vom deutschen Fußball „ganz massiv“ unterscheidet, wie er beschreibt: „Soccer ist in den USA ein reines Geschäft, das Entertainment bietet und Geld generieren soll. Aber die Sportart wächst gerade enorm und findet viele Anhänger auch unter alteingesessenen Football-, Eishockey-, Basketball- oder Baseballfans. Vor allem Kinder – Jungs wie Mädels – sind verrückt nach Fußball“, freut sich der Ex-Schanzer.

Überrascht hat Morales die Stärke und Ausgeglichenheit der Liga: „Das Niveau ist sehr hoch. Es wird viel Geld in junge Talente aus Mittel- und Südamerika investiert, was die Qualität der Teams enorm steigert. In der MLS zu spielen, macht echt riesig Spaß“, sagt der Mittelfeldregisseur. Auch der Modus ist in den USA ganz anders. Getrennt in Eastern und Western Conference wird zunächst eine Hauptrunde ausgetragen, in der sich die jeweils ersten sieben Mannschaften für die Playoffs qualifizieren: „Das Finale hat gegenüber den normalen Ligabegegnungen einen wahnsinnigen Stellenwert, weil die KO-Spiele natürlich wesentlich besser vermarktet werden können“, erklärt Morales, der in seiner ersten Saison mit NYCFC direkt Champion wurde. „Das war einfach nur mega – zumal alle Teams auf einem Level sind und du konstant gute Leistung bringen musst“, sagt der Ex-Schanzer, der mit starken Auftritten und viel Erfahrung als Führungsspieler großen Anteil am Erfolg seiner Mannschaft hatte.

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Nach einem großen Umbruch und vielen Abgängen wird er als Vorbild für die Youngsters in der kommenden Saison (Start am 25.2.) noch mehr gefragt sein – was hat er sich vorgenommen? „Es wird eine große Challenge, aber wir wollen natürlich das Bestmögliche erreichen. Persönlich will ich topfit in die Liga starten, gesund bleiben und natürlich gut und erfolgreich spielen“, wünscht sich Alfi. Und wie fühlt sich „Living im Big Apple“ nun nach zwei Jahren für die Familie an? „Die Zeit ist irrsinnig schnell vergangen. Obwohl wir uns auf Situationen einlassen und offen auf Menschen zugehen können, war der Start in den USA aufgrund der Sprache ein bisschen holprig. Die Kids gehen zwar auf eine deutsche Schule, dennoch muss man sich ja irgendwie zurechtfinden. Täglich mit Amerikanern zu kommunizieren, war anfangs schon schwierig und wir waren unsicher – aber es blieb uns ja nichts anderes übrig. Inzwischen sind wir hier echt angekommen, fühlen uns wahnsinnig wohl und haben auch Freunde gefunden“, beschreibt Nadja die zwei Jahre. Und was macht New York nun aus? „Die Skyline zu sehen hat eine unglaubliche Magie und die Stadt hält für jeden etwas bereit. New York ist so vielseitig – von Strand über den Central Park bis zu Hochhäusern gibt es hier alles. Du hast das pulsierende Stadtleben und die Ruhe des Central Parks, das ist faszinierend“, sagt Nadja und Alfredo ergänzt: „Egal was du machst, brauchst oder suchst – in New York wirst du fündig. Es ist eine riesige, verrückte Stadt mit so vielen Eindrücken“, schwärmt er. New York sei inspirierend und biete unendlich viele Möglichkeiten: „Gerade hier hat man echt das Gefühl, man könne alles erreichen und spürt den American Dream“, sind sich die beiden einig. Auf die Frage nach ihren favorite spots in und um den Big Apple sprudelt es aus Nadja heraus: „Ich liebe den Central Park mit seinem besonderen Feeling, das man bekommt, sobald man ihn betritt.

Die Menschen in New York bewerten nicht. Jeder kann so sein, wie er mag!

Faszinierend ist auch, dass man so viele Stellen dort aus Filmen kennt – und jetzt steht man einfach selbst da. Zu meinen Highlights zählt auch die Brooklyn Bridge, die schon selbst wunderschön ist. Wenn du dann Richtung Manhattan gehst, siehst du links die Freiheitsstatue, geradeaus die Skyline mit dem World Trade Center und rechts das Empire State Building – das ist einfach genial. Mein dritter Lieblingsort ist das ,Top of the Rock‘, also die Aussichtsplattformen des Rockefeller Centers: Von dort oben hat man einen unglaublichen Blick, das ist für mich unschlagbar. Außerhalb der City gibt es den Rye Beach, dort sind wir sehr oft. Beeindruckt haben mich auch die Hamptons auf Long Island – da ist es auch superschön!“, schwärmt sie.

Die Skyline zu sehen hat eine unglaubliche Magie!

Beruflich hat sich der Sprung über den großen Teich nicht nur für Alfredo, sondern auch für Nadja gelohnt. Die Fotografin hat der veränderte Blickwinkel „so viel weitergebracht“, wie sie sagt. Ihre Kunden akquiriert sie über ihren Instagram-Account – meist Deutsche, die nach NY fliegen und dann bei ihr ein Shooting buchen. Auch die beiden Jungs haben sich schnell akklimatisiert, spielen beide in örtlichen Vereinen Fußball und sprechen längst fließend Englisch. „Vor allem der Sport hat den Kids enorm geholfen“, findet auch Alfredo. „Auch wenn der Unterricht an der Schule bilingual ist, hätten sie die Sprache nicht so schnell und erfolgreich gelernt. Vor allem Emilio wurde ins kalte Wasser geworfen, nachdem er bereits in unserer zweiten Woche in den USA mit dem Fußballtraining begonnen hat. Außer absoluten Basics konnte er kein Englisch und war entsprechend unsicher und zurückhaltend. Doch nach etwa zwei Monaten war jegliche Sprachbarriere gebrochen und die beiden haben inzwischen einen richtigen American accent“, sagt er stolz. Familie Morales lebt jetzt in Westchester County, im „Speckgürtel“ von New York in einem hübschen Haus in einer typisch amerikanischen Wohngegend, nachdem sie ein Jahr in einer weniger schönen Bleibe mit Schimmelbefall gewohnt hatte: „Wir haben viel Platz, einen Garten und fühlen uns super-wohl“, sagt Nadja. Eingerichtet haben die beiden ihr Heim völlig neu: „Wir haben keine Möbel von zuhause mitgenommen“, sagt Alfi und Nadja fügt an: „Wir mögen es weder super-altmodisch noch super-modern, sondern einen guten Mix aus beidem. Auch wenn wir keine Einrichtungs- oder Dekoprofis sind, haben wir es uns mit natürlichen Farben wie beige oder grau gemütlich gemacht. Der absolute Lieblingsraum unserer Kids ist der Keller, den wir zu einem Fußballraum mit Sportmatten umgestaltet haben – dort verbringen sie auch sehr viel Zeit. Aber wir halten uns auch gerne im Wohn- und Essbereich auf oder sitzen im Sommer in unserem Wintergarten. Er hat statt Fenstern Fliegengitter, die bei den lästigen Mücken absolut notwendig sind. Ohne sie könnte man gar nicht draußen sitzen.“

Familie Morales lebt in einem Haus in Westchester County, das sie ganz neu eingerichtet haben.

Und was sind nun die größten Unterschiede zu Deutschland? „Die Preise“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Ob Miete, Einkäufe oder sonstiges – die Kosten sind immens, finden die beiden. Auch die Wegstrecken sind nicht vergleichbar mit Deutschland: „Wir sind sehr oft als Fahrdienst für die Kids unterwegs, weil die Strecken mit dem Fahrrad nicht machbar sind“, sagen Alfredo und Nadja. Ein weiteres Problem ist der Verkehr – vor allem nach New York. „Daran verzweifelt jeder. Ich hole inzwischen keinen mehr vom Flughafen ab, weil ich für den einfachen Weg schon mehr als drei Stunden gebraucht habe“, sagt Nadja. Auch der Umgang mit Alkohol, der in den USA erst ab 21 Jahren erlaubt ist, und im Gegensatz dazu die Fahrerlaubnis bereits mit 16 Jahren, sind Punkte, die in den USA gravierend anders gehandhabt werden.

Und wie schätzen die beiden den „typischen Amerikaner“ als Mensch ein? „Viele sagen, die Amerikaner sind oberflächlich – und zum Teil stimmt das auch. Aber das ist gar nicht negativ. Wenn du auf die Straße gehst, gibt es immer jemanden, der dich anspricht. ,I love your shoes‘ oder ,Your dog is beautiful‘ – was ist an dieser Gewohnheit verkehrt? Es ist etwas Nettes – und sie meinen das auch so“, sind Alfredo und Nadja überzeugt. „Es ist einfach, mit den Menschen in Kontakt zu kommen, weil sie sehr offen sind“, sagt Alfi und Nadja ergänzt: „Und sie bewerten nicht. Jeder kann so sein, wie er mag. Das ist schon cool.“ Alfredos Vertrag bei NYCFC läuft noch bis Dezember 2023 mit der Option auf ein weiteres Jahr – gibt es schon Pläne? „Ich bin fit und gesund und fühle mich sehr wohl im Verein. Daher würde ich gerne noch bleiben“, sagt der Ex-Schanzer. „Wir haben zwar nicht vor, unser ganzes Leben hier zu verbringen – denn irgendwann zieht es uns sicher nach Deutschland zurück“, meint der Mittelfeldregisseur. „Aber momentan passt alles, wir sind als Familie hier sehr glücklich, führen ein gutes Leben und für die Kinder ist es eine mega-Erfahrung. Was die Zukunft dann noch bringt, wird man sehen“, sagt Alfi. Das Abenteuer Amerika geht also noch weiter.

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