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Die „Goldenen Zwanziger“: OB Christian Lösel malt sein Zukunftsbild von Ingolstadt

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Die "Goldenen Zwanziger": OB Christian Lösel malt sein Zukunftsbild von Ingolstadt

Das Stadtoberhaupt zeigte sich beim diesjährigen Neujahrsempfang der Stadt Ingolstadt optimistisch. Trotz Klimawandel und Automobilkrise.

Fotos: Kajt Kastl

Der Neujahrsempfang der Stadt Ingolstadt ist für Oberbürgermeister Christian Lösel ein echter Kraftakt. Nicht nur muss er in einer knapp einstündigen Rede Ingolstadts aktuelle Situation und Vision für die Zukunft auffächern, sondern davor auch noch eineinhalb Stunden eine schier endlose Masse an Händen förmlich gekleideter Menschen schütteln. Wie es die Tradition so will, stellen sich diejenigen, die in Ingolstadt etwas zu sagen haben, brav vor ihm in die Schlange und warten darauf, dem Stadtoberhaupt die Hand geben und ein paar nette Smalltalkfloskeln austauschen zu dürfen.

Pünktlich um 20 Uhr erklingt dann der Gong, der die versammelte Stadt-Elite in den Festsaal ruft. Wer es bis hierhin nicht geschafft hat, des OBs Hand zu schütteln, der muss sich eben nächstes Jahr noch einmal anstellen, und dann bestenfalls frühzeitiger, denn die Nachfrage ist riesig.

Der neue Imagefilm der Stadt, der jedes Jahr zum Neujahrsempfang Premiere feiert, beleuchtet Ingolstadt von einer ganz neuen, einer gar düsteren Seite: „Ingolstadt bei Nacht“ lautet der Titel. Was geschieht in Ingolstadt, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwindet? Ingolstadt ist nicht unbedingt bekannt für sein schillerndes Nachtleben, doch gerade aus diesem Grund ist die Idee, die Stadt in genau diesem Moment einzufangen, sehr erfrischend. Zusammen mit einem 80s-Dreampop-Song im Hintergrund kreiert der Imagefilm ein völlig neues Bild von Ingolstadt, das man so bisher nicht kannte. Das Video wurde vom Schrobenhausener Filmemacher Jochen Rysavy produziert, der auch schon für den Imagefilm aus dem letzten Jahr verantwortlich war.

Hier das komplette Video:

Die gut einstündige Rede des Oberbürgermeisters deckte so gut wie alle Themen ab, die man in dieser Zeit abdecken kann. Ein breiter Rundumschlag, gespickt mit vielen Fakten, aber so richtig ging es der Kürze der Zeit oder wohl eher der Masse der Themen geschuldet bei keinem Thema in die Tiefe. Selbstverständlich ist es das Anliegen des Oberbürgermeisters, möglichst die Erfolge der Stadt hervorzuheben und unangenehme Themen eher zu verschweigen. Man muss also zwischen den Zeilen lesen, um die ganze Wahrheit zu erfahren.

„Audi ist für Bayern systemrelevant“

Ingolstadts wirtschaftlicher Erfolg ist abhängig vom Zustand der Automobilbranche. Das ist kein Geheimnis. Und es ist auch kein Geheimnis, dass es bei Audi als Teil des VW-Konzerns in Zeiten der Abgasmanipulationen kriselt. Lösel blickt trotzdem zuversichtlich in die Zukunft. „Automobilkrisen sind nichts Neues für uns Ingolstädter“, sagte er mit Verweis auf die wirtschaftlich schlechten Jahre infolge der Finanzkrise 2008/2009. Mit der richtigen Politik könne man sich daraus wieder befreien. Damals seien es die Abwrackprämie und das Kurzarbeitergeld gewesen, die für einen wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt hätten. Auch heute gelte es, durch besonnene Politik durch die Krise zu manövrieren. Und vor allem „die Attacken auf das Auto zu stoppen“. Denn: „Das Auto bleibt Technologieträger der Zukunft!“, da ist sich der OB sicher. Es gelte nun, das Automobil fit für die Zukunft zu machen. Ingolstadt soll also weiter als Mobilitätsstandort ausgebaut werden. Im Oktober gab Ministerpräsident Markus Söder bekannt, dass Ingolstadt der bayerische Mobilitätsknoten werden soll. Im Zuge der Urban-Air Mobility-Initiative wird in Ingolstadt auch der Einsatz von Drohnen als Transportmittel erforscht. Ingolstadt hat sich als diversifizierter Mobilitätsstandort etabliert, allerdings bindet sich Ingolstadt damit weiterhin an die Automobilbranche und an Audi, eine Entwicklung, die einige Politiker in Ingolstadt mit Sorge betrachten.

Der vorsichtige Weg zur „Clean-City“

Das meistdiskutierte Thema unserer Zeit, das wohl auch in der kommenden Dekade weiter an Relevanz gewinnen wird, ist der Klima- und Umweltschutz und wie wir als Menschen Sorge tragen können, den Klimawandeln noch zu stoppen, bevor es zu spät ist. Lösel verwies hier auf die Maßnahmen, die Ingolstadt bereits in Angriff genommen hat. In den nächsten 30 Jahren sollen 1 Million Bäume gepflanzt werden, die Kommunalbetriebe haben ein Schutzprogramm für das Trinkwasser ins Leben gerufen. Die Fernwärme ist in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut worden, 2/3 des Stroms in Ingolstadt stammen bereits aus regenarativen Quellen. In der Stadtverwaltung ist komplett auf Wasserstrom umgestellt worden und das ehemalige Bayernoil-Gelände neben dem FCI-Stadion sei ein Vorzeigeprojekt, was das Zusammenspiel von Ökologie und Ökologie betrifft, so Lösel. Denn, und das betonte der Oberbürgermeister mehrmals, man müsse einen ganzheitlichen Ansatz schaffen. Umweltschutz ja, aber nicht auf Kosten der Bürger, und schon gar nicht auf Kosten von Arbeitsplätzen.
„Es wäre ebenso ehrgeizig wie sinnvoll, den Versuch zu wagen, in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit Spitzenpositionen anzustreben.“ Wäre…, Versuch…, anstreben…, im Vergleich zu den klaren optimistischen Worten, die Lösel beim Thema Wirtschaft und Automobil fand, strotzt dieser Satz geradezu vor vorsichtig formulierter Halbherzigkeit. Man würde sich wünschen, dass hier ähnlich zuversichtlich und herzhaft nach vorne geblickt würde. So bleibt nur die Aufzählung der Erfolge, stichpunktartig abgearbeitet. Die Relevanz des Themas, die es auch für den Oberbürgermeister haben sollte, wird aber nicht vermittelt. Da hilft es auch nicht, dass Ingolstadt laut Lösel den Ausbau der Naherholungsgebiete, ein Grün-Programm für Garagendächer und ein Umwelt-Sensoren-System plant, wenn die nötige Leidenschaft für das Thema nicht zu erkennen ist.

Viele weitere Themen wurden angeschnitten, die hier aus Platzgründen nicht mehr zur Sprache kommen. Für alle, die sich einen umfassenden Eindruck verschaffen möchten, gibt es hier die komplette Rede als Download:

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