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Regenbogen im Ohr

„Unsere Demokratie wird auch auf den CSDs verteidigt“
Ein queerer Podcast aus Ingolstadt. Steven Cloos und Lena Hilberger von „Glitzer und Flieder“ im Interview.
Steven, Lena, in der Beschreibung des Podcasts schreibt ihr selbst „Noch ein queerer Podcast? YES!“, was schon vermuten lässt, dass es davon jede Menge gibt. Was ist das Besondere an eurem?
Steven: Ich finde, es kann gar nicht genug queere Podcasts geben. Auch wenn wir oft unter LGBTQIA+ zusammengefasst werden, haben wir alle ganz eigene Geschichten, Erfahrungen, Sehnsüchte oder Perspektiven. Wir erzählen und kommentieren aus unserer persönlichen Sicht und zusätzlich gibt es in jeder Folge noch Stimmen der queeren Community, die aus ihrer ganz eigenen Perspektive erzählen. Dazu versuchen wir, unsere Themen mit queerer Geschichte zu verknüpfen.
Lena: Das Schöne an all diesen Podcasts ist ja auch die Sicht- und Hörbarkeit der Vielfalt von queeren Lebensrealitäten. Unser Anliegen war es, unsere Gespräche über Queerness, die wir zusammen nach Feierabend hatten, über die Distanz fortzuführen. Und warum daran nicht mehr Menschen teilhaben lassen, bzw. sich darüber mit mehr Menschen verbinden?
Gibt es queere Themen, über die in den Medien eurer Meinung nach zu wenig gesprochen wird und die ihr gerne mehr in den Fokus rücken würdet?
Lena: Ich sehe eher, dass in den Medien oft nicht richtig informiert oder nur halbgar berichtet wird. Zum Beispiel, wenn es um das Selbstbestimmungsgesetz geht, bekomme ich hauptsächlich die Debatte mit Falschinformationen oder Ängsten mit, anstatt die bestärkenden und positiven Aspekte zu fokussieren. Ich wünsche mir mehr Aufklärung über queere Themen, damit mehr Verständnis dafür geschaffen wird und es zu einem offeneren Gespräch darüber kommen kann.
Steven: Mir fallen da gleich ganz viele Themen ein. Von konservativer oder rechter Seite wird ja oft ein vermeintlicher Jugendschutz vorgeschoben, wenn es um queere Rechte geht. Aber wann reden wir mal über den Jugendschutz? Nämlich, dass queere Kinder und Jugendliche schützenswert sind und unsere Unterstützung brauchen. Was bedeutet das Aufwachsen in einer heteronormativen Welt? Wie sieht es mit queerer Bildung aus? Was bedeutet das Älterwerden als queere Person? Wir haben zur Recherche gemeinsam an einem Online-Vortrag zu „Queeren Lebensrealitäten im Alter“ teilgenommen. Da wurde ganz deutlich, wie dringend da was getan werden muss, aber wie wenig darüber gesprochen wird.
In Folge 8 „Queeres Erinnern und Gedenken“ sagt ihr, dass im Geschichtsunterricht an Schulen queere Opfer im Nationalsozialismus eigentlich nicht vorkommen. Obwohl der NS-Zeit ja zurecht sehr viel Platz im Unterrichtsplan eingeräumt wird. Was habt ihr selbst bei euren Recherchen zu dieser Folge gelernt?
Steven: Einerseits, wie krass die staatliche Verfolgung von queeren Menschen auch nach der NS-Zeit noch weiterging. Aber auch wie groß die Leerstellen in der Geschichte immer noch sind, wenn es um Queerness geht, weil die Holocaustforschung hauptsächlich aus heteronormativer Perspektive recherchiert, gedeutet und verstanden wurde. Für die Recherchen fand ich vor allem die Arbeiten der Historikerin Anna Hájková interessant, die einen intersektionalen Blick auf die Geschichte fordert.
Lena: Zum anderen habe ich auch so einiges über die Verfolgung von lesbischen oder bisexuellen bzw. frauenliebenden Frauen gelernt und unter welchen Umständen diese Verfolgung aufgenommen wurde. Also welche Ansätze davon, die nicht in ein bestimmtes Bild zu passen, schon gefährlich fürs eigene Leben werden konnten, hat mich noch einmal mehr erschreckt.

Wie lange dauert es, bis ihre eine Folge komplett fertig habt?
Steven: Meist treffen wir uns online, entscheiden uns für ein Thema, dann recherchieren wir, treffen uns zu einer Vorbesprechung und wo wir vielleicht nochmal anders recherchieren könnten, schreiben ein grobes Skript, nehmen auf und dann wird’s geschnitten. Ich würde so etwa zwei Wochen sagen.
Lena: So läuft es im optimalen Fall. Oft passiert es aber auch, dass wir während der Aufnahme merken oder spätestens, wenn Steven schneidet, dass unsere Folge doch nicht so ganz rund geworden ist, noch etwas fehlt, um folgen zu können oder anderes, was nicht ganz passt. Dann kann es auch vorkommen, dass wir es noch einmal ändern oder ganz umwerfen, und das braucht dann eben noch eine Woche.
Wenn ihr mit eurem Podcast einen gesellschaftlichen Wandel anstoßen könntet – was wäre das?
Lena: Uh, tolle Frage! … Ich wünsche mir, dass so Argumente zum CSD, zum Beispiel – wir erwähnen immer wieder, dass es das Bild davon gibt, das ist halt unsere Party, die Queers zeigen sich alle bunt und feiern – dass wir den nicht mehr brauchen, denn wir sind doch schon gleichberechtigt oder die können ja schwul oder lesbisch sein, aber bitte nicht so laut, deutlich weniger werden. Es geht nicht darum, dass ich dauernd zeigen können möchte, mit wem ich gerne ins Bett gehen würde. Meine queere Identität macht so viel mehr aus und wir kämpfen für Gleichberechtigung.
Steven: Die Heteronormativität zu hinterfragen und aufzubrechen und die Erkenntnis, dass die Vielfalt von Menschen, Identitäten und Perspektiven uns nur alle bereichern kann. Und dass der Kampf um queere Rechte uns alle etwas angeht und dass unsere Demokratie auch auf den CSDs verteidigt wird.
Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?
Lena: Also am Tollsten wäre es natürlich, wenn unser Podcast noch eine größere Reichweite erfahren könnte und wir dadurch noch mehr in Kontakt mit der queeren Community sein könnten. Wir wollen noch viele Themen erforschen, recherchieren und besprechen und das wird hoffentlich noch so weitergehen.
Steven: Also ich freue mich zum Beispiel schon voll auf eine Folge „Queer im Alter“, die wir machen wollen und auch auf einen vermehrten Austausch mit queeren Institutionen wie zum Beispiel einem queeren Seniorenheim.

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