Hoffen auf eine entspannte Winterpause

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Hoffen auf eine entspannte Winterpause

Interview & Foto: Sabine Kaczynski

FCI-Verteidiger Linus Rosenlöcher will mit den Schanzern zurück in die Erfolgsspur

Seit Saisonbeginn verstärkt Linus Rosenlöcher die Defensive des FC Ingolstadt. Vom Ligakonkurrenten Erzgebirge Aue auf die Schanz gewechselt, spielte sich der 25-jährige gebürtige Münchener direkt in die Stammformation. Im espresso-Interview spricht „Rosi“ über den bisherigen Saisonverlauf sowie das bittere Ausscheiden im Landespokal und verrät, wie in seiner Familie Weihnachten gefeiert wird.

Ihr steht nach etwas mehr als einem Drittel der Saison aktuell auf dem 15. Tabellenplatz, nur ein magerer Punkt trennt euch noch vom ersten Abstiegsplatz. Warum findet ihr heuer nicht richtig in die Spur?
Mit all den qualitativ hochwertigen Mannschaften ist die Liga extrem schwierig, jedes Spiel stellt eine Herausforderung dar. Unsere Hausaufgabe, uns nach dem großen Umbruch im Sommer schnell zu finden, konnten wir nicht zu unserer Zufriedenheit lösen, wir stehen in der Tabelle absolut nicht da, wo wir hinwollen. Was aber wirklich zählt, ist, wie das Miteinander innerhalb des Teams aussieht – und das wird durch den schmalen Abstand auf die Abstiegsränge keinesfalls widergespiegelt. Wir wissen, welches Potenzial in der Mannschaft steckt, aber auch, dass es an uns liegt, dieses auf den Platz zu bringen. Dass die Umsetzung etwas zu lange dauert, ist uns ebenfalls bewusst, aber wir geben in jedem Spiel unser Bestes und lassen dabei immer unser Herz auf dem Rasen. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir bald auch wieder positivere Ergebnisse liefern.

Nach den drei Siegen in Folge gegen Ulm, Aachen und Saarbrücken hatte man die Hoffnung, der Knoten sei geplatzt, doch es folgten wieder zwei Niederlagen – wieso konntet ihr den Flow nicht halten?
Wir haben gezeigt, dass wir Serien starten und mehrere Spiele hintereinander gewinnen können. Generell ist es sehr hart, unsere Leistung nur nach den Ergebnissen zu bewerten, denn es gab durchaus Begegnungen, in denen wir sehr viel richtig gemacht, aber dennoch keine drei Punkte geholt haben. Natürlich gab es in dieser Saison auch Partien, die nicht unserem eigenen Anspruch gerecht wurden – etwa das Spiel gegen Viktoria Köln. Das hat tatsächlich nicht in die damalige gute Phase gepasst und war eine Nicht-Leistung von uns. Wir haben es nicht geschafft, den Schwung der Kölner zu durchbrechen, denen an diesem Tag alles gelungen ist, was sie sich vorgenommen hatten. Im nächsten Spiel gegen Rot-Weiss Essen haben wir eine ordentliche erste Halbzeit gezeigt, dann aber zugelassen, dass die Partie kippt. Trotzdem haben die beiden Niederlagen nicht unseren mannschaftlichen Flow gekillt. Die Siegesserie davor hat uns ins Bewusstsein zurückgerufen, wozu wir fähig sind und welchen Fußball wir spielen können und wollen. Wir haben aus beiden Phasen unsere Lehren gezogen.

Linus mit seinen Eltern und Bruder Fynn

Es sind noch fünf Spiele bis zur Winterpause – was muss jetzt passieren, um den Abstand auf die Abstiegsränge zu vergrößern?
Natürlich ist es unser Ziel, eine entspannte Winterpause zu haben und unruhige Gewässer zu vermeiden. Aus den beiden Strategien, das Risiko zu erhöhen oder etwas einfacher zu spielen, gilt es, als Team einen guten Mix und die richtige Dosis zu finden. So müssen wir den Partien unseren eigenen Stempel aufdrücken, das Momentum auf unserer Seite haben und dürfen kaum gegnerische Chancen zulassen – wenn uns das gelingt, werden wir selbst Torchancen kreieren und Duelle für uns entscheiden.

Im Landespokal seid ihr gerade gegen euren Ligakonkurrenten Jahn Regensburg im Elfmeterschießen ausgeschieden – wie hast du die Partie wahrgenommen?
Gegen Regensburg haben wir zwei unterschiedliche Halbzeiten gezeigt: So haben wir uns im ersten Durchgang der regulären Spielzeit nach der Anfangsviertelstunde bis hin zum Führungstreffer der Gäste sehr schwergetan, die Konter des SSV wegzuverteidigen. Dabei haben wir dem Gegner oftmals die zweiten Bälle überlassen, hatten aber dennoch auch selbst die Möglichkeit, vor der Pause den Ausgleich zu erzielen. In der Halbzeit selbst war demnach die Prämisse ganz klar, dass wir das Derby mehr annehmen und in die Zweikämpfe kommen müssen. Der Plan ist an sich dann auch gut aufgegangen, wir haben infolgedessen – in Überzahl – das zu diesem Zeitpunkt verdiente Tor zum 1:1 gemacht. Leider ist es uns dann aber nicht gelungen, das Spiel innerhalb der ersten 90 Minuten zu killen, was das Elfmeterschießen zur Folge hatte. Hier ist es immer eine gewisse Glückssache, wer am Ende jubeln darf, und daher gibt es keinerlei Vorwürfe an irgendwelche Mitspieler, dass die 50:50-Entscheidung am Ende leider pro Regensburg ausgefallen ist. Ob ich aber bei Elfmeterschießen an der Seitenlinie oder auf dem Rasen stehe und mitfiebere, macht keinen Unterschied – der Teamgedanke steht immer über allem.

Nach nur vier Ligaspielen bist du mit einem Unterarmbruch ausgefallen, warst aber schon nach drei Spieltagen wieder zurück im Team. Wie war diese Zeit für dich?
Die ersten Tage waren schon emotional und man fragt sich, warum das passieren musste. Aber der Fahrplan bezüglich OP, Risikoabwägung und zügiger Rückkehr war ziemlich schnell klar. Als der Gips weg und die Narbe zu waren, gab es die Möglichkeit, mit Karbonschiene zu spielen, die ich genutzt habe, um meine Ausfallzeit so kurz wie möglich zu halten und der Mannschaft so schnell wie möglich wieder zu helfen. Bis auf die Riesen-Narbe war die Verletzung zum Glück kein einschneidendes Ereignis und nicht so dramatisch.

Du bist jetzt seit gut fünf Monaten in Ingolstadt: Wie gefällt dir die Stadt und hast du dich bereits eingelebt?
Nach drei Jahren außerhalb Bayerns bin ich froh, wieder in meiner Heimat zu sein. Es gefällt mir hier sehr gut, ich fühle mich in meiner Wohnung, inmitten netter Nachbarn, bei denen es sich allesamt um junge Familien mit Kindern handelt, sehr wohl und habe mich schon prima eingelebt. In Ingolstadt gibt es einerseits jede Menge Parks mit viel Grün, auf der anderen Seite aber auch Einkaufsmöglichkeiten, sodass die Stadt alles bietet, was man braucht, um sich hier wohlzufühlen. Zudem mag ich die zentrale Lage zwischen Nürnberg und München.

Dein Vorname „Linus“ wird – wie bei der Comicfigur aus den „Peanuts“ – englisch ausgesprochen. War die Figur dein Namensgeber?
Da hast du vollkommen recht! Ich habe zwar keinen großen Bezug zu den Peanuts, aber meine Eltern haben mich tatsächlich nach diesem Charakter benannt.

Neben dem Fußball studierst du Fitness & Health Management – was lernt man da und welches Berufsfeld möchtest du nach deiner aktiven Karriere ergreifen?
„Management“ bedeutet Betriebswirtschaftslehre, die zu dem Studiengang dazugehört. „Fitness“ beinhaltet die klassischen Dinge wie Trainingslehre und -wissenschaften, aber auch, wie der Körper unter Last funktioniert oder eine Trainingssteuerung aussieht. „Health“ behandelt Themen wie Ernährung oder Trainingsformen, die die Gesundheit fördern, etwa Rückengymnastik oder Physiotherapie. Insgesamt interessiert mich der gesamte Querschnitt der Bereiche, BWL nehme ich gezwungenermaßen in Kauf (lacht). Aufgrund der Bandbreite ist man bei diesem Studiengang auf keinen bestimmten Beruf festgelegt, aber mich hat schon immer der Sport am meisten fasziniert. Schon in der Schule war ich einer der Wenigen, die das Sportadditum als schriftliches Abiturfach gewählt haben, weil mich das einfach interessiert hat. Auch was meine Karriere nach der Karriere anbelangt, werde ich sicherlich in diesem Feld bleiben, denn ich weiß, wie ein Athlet tickt und kann einschätzen, was man neben dem Profifußball noch investieren muss, um den Körper zu pflegen, ihn bestmöglich auf sämtliche Aufgaben vorzubereiten, sodass die Sportart im besten Fall länger ausgeübt werden kann. Als Athletiktrainer einer Mannschaft zu arbeiten oder die externe Betreuung von Spielern zu übernehmen, sind daher Berufsfelder, die ich mir in der Zukunft für mich durchaus vorstellen könnte.

Du hast auf deinem linken Arm mehrere Tattoos, die erst heuer entstanden sind – gab es einen bestimmten Anlass dafür?
Mein ehemaliger Teamkollege in Aue, Marvin Stefaniak, mit dem ich sehr gut befreundet bin, ist wie eine laufende Leinwand und fast überall tätowiert. Durch ihn bin ich auf die Idee gekommen, mir auch ein paar Tattoos stechen zu lassen. Allerdings wollte ich es simpel halten und kein ganzes Sleeve, sondern lieber nur ein paar Motive am Arm haben, die unterschiedliche Bedeutung für mich haben – bei der Rose ist die Verbindung zu meinem Namen ja offensichtlich. Es war eine durchaus interessante Erfahrung und ich finde, dass es super aussieht, aber vorerst reicht die Anzahl der Tattoos. Sie wurden alle in einer – ziemlich langen – Sitzung gestochen und ich kann den Leuten, die behaupten, dass das gar nicht so schlimm ist, nicht zustimmen. Ich finde, dass es an manchen Stellen schon ziemlich knallt (lacht).

Deine Haarfarbe hat sich ebenfalls geändert – von braun zu blond und wieder zurück. Probierst du fashionmäßig gerne Dinge aus und wie wichtig sind dir Aussehen und Style generell?
Ich habe das damals bei Mauro Icardi von Galatasaray Istanbul gesehen, der immer wilde Frisuren hat. Ich wollte den Haarschnitt – bisschen blond, bisschen Mullet – einfach mal ausprobieren und fand es auch wirklich cool. Aber nachdem es jetzt rausgewachsen war, haben gefühlt alle gesagt, die vorher das Blond toll fanden, dass braune Haare doch besser bei mir aussehen (lacht). Ich mag beides – jedoch liegt mein Fokus ganz klar auf dem Fußball und weniger auf Fashion oder Frisuren-Trends.

Bald steht Weihnachten vor der Tür: Wie verbringst du die Feiertage?
Weihnachten bedeutet für mich Familie. Ich habe eine sehr große Verwandtschaft und wir kommen an zwei oder sogar drei Tagen zusammen, um jedem Teil der Familie gerecht zu werden. Dann wird ausgelost, bei welchem Familienmitglied gefeiert wird und wer welches Essen mitbringt.

Gibt es im Hause Rosenlöcher bestimmte Weihnachtstraditionen?
Es gibt kein bestimmtes Gericht, sondern eher ein Buffet mit viel Auswahl, auch weil sich Teile der Familie vegetarisch ernähren. Als Nachtisch macht mein Papa immer sein berühmtes Tiramisu. Er kann zwar sonst nicht wirklich kochen, aber das gelingt ihm immer richtig gut (lacht). Die Bescherung darf natürlich auch nicht fehlen, weil wir viele Kinder in der Familie haben. Musik spielt ebenfalls eine große Rolle, es wird immer gemeinsam gesungen. Früher gehörte auch der obligatorische Kirchgang, manchmal auch die Mitternachtsmesse, zum Programm. Selbstverständlich gibt es auch einen echten Weihnachtsbaum, der mit altem Christbaumschmuck, der schon lange in Familienbesitz ist, dekoriert wird. Da bin ich allerdings meistens noch nicht dabei und habe deshalb meinen eigenen Weihnachtsbaum zuhause, der leider ein Fake ist – aber ein sehr guter Fake, der in meiner Wohnung durchaus was hermacht (lacht). Ich freue mich auf die Weihnachtszeit, das Miteinander und das Zusammensein – und hoffe natürlich auch auf ein bisschen Schnee.

Hast du schon Pläne für Silvester und gibt es bei dir Neujahrsvorsätze?
Silvesterpläne entstehen, im Gegensatz zur traditionellen Weihnachtsplanung, bei mir eher spontan. Vorsätze für das Neue Jahr finde ich grundsätzlich eher schwierig. Ich denke, es ist besser, sich über das gesamte Jahr selbst zu reflektieren, wo man steht, anstatt zum Jahresbeginn übertriebene Vorsätze zu fassen, die man spätestens im Februar sowieso nicht mehr einhält.

Vielen Dank für das Gespräch!

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