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„Es brennt irgendwo hinten im Kopf ein kleines Lämpchen“

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„Es brennt irgendwo hinten im Kopf ein kleines Lämpchen“

Interview mit Zauberkünstler Pierre Breno

Raus aus der Bürgerlichkeit, rein ins Showbizz. Peter Preus beschloss mit 45 Jahren seinen Kindheitstraum zu verwirklichen. Seither verdient der studierte Betriebswirt als Zauberkünstler Pierre Breno seine Brötchen. Die große Kunst der Magie lernte er in den 80ern in Las Vegas. Mit zahlreichen Stars & Sternchen stand er auf der Bühne. Selbst mit 76 Jahren ist noch kein Ende in Sicht.

30 Jahre lang begleitete Tochter Alexandra ihren Vater auf der Bühne – für beide begann 1988 ein neuer Lebensabschnitt. Mit ihr verzauberte Pierre Breno sein Publikum von Flensburg bis Villach und von Wien bis Zürich. Zusammen standen sie mit vielen Stars und Sternchen auf der Bühne. Darunter zum Beispiel Mary Roos, Wolfgang Fierek, Bernd Händel, Uschi Dämmrich von Luttitz, Eisi Gulp, Roland Kaiser, Michaela May, Christoph Deumling und Alfons Haider. Pierre Breno & Alexandra wurden sogar als tricktechnische Berater und Darsteller für Theater-, Film– und Fernsehproduktionen engagiert. Im Kinofilm „Bibi Blocksberg“ kam ihre legendäre Schwerterillusion zum Einsatz. Ein bewegtes Leben – und Grund genug, sich einmal mit Pierre Breno zu unterhalten.

Sie haben 1988 mit 45 Jahren ihren Beruf an den Nagel gehängt und sind Zauberkünstler geworden. Würden Sie es rückblickend wieder genauso machen?
Das ist natürlich eine Frage, die ich mir immer wieder gestellt habe. Siegfried* sagte einmal zu mir: Es brennt irgendwo hinten im Kopf ein kleines Lämpchen. Irgendwann wird es größer und größer und man stellt sich die Frage im Leben: War‘s das jetzt eigentlich? Dann flammt das Lämpchen auf, dann hält einen nichts mehr und man geht volles Risiko.

Und war es die richtige Entscheidung?
Es war für mich sicherlich die richtige Entscheidung, auch wenn es anfangs nicht so lief, wie ich mir das gedacht habe. Man muss sich durchbeißen, wie in jedem anderen Beruf auch. Wenn ich an meine Familie denke, würde ich es vermutlich nicht mehr so machen. Als Einzelkämpfer? Ja.

Warum gerade die Zauberei?
Der Kontakt zum Publikum, das war schon immer „meins“. Den richtigen Umgang mit dem Publikum habe ich aus Las Vegas mitgenommen. Angefangen hat alles bei meiner Zeit in der Bundeswehr beim Aufklärungsgeschwader 51 in Oberstimm. Dort habe ich jemanden kennengelernt, der Clownzauberer war. Sein Partner fiel aus – und ich sprang ein. Ich habe ihn einige Zeit begleitet, mich dann aber von ihm getrennt, weil ich die elegante Magie ausüben wollte. Ich hatte Vorbilder wie Siegfried und Roy.

Was muss ein guter Zauberer mitbringen?
Schauspielerische Fähigkeiten. Der Trick ist nichts, wenn du ihn nicht verkaufen kannst. Bei vielen fehlt die Situationskomik – also das aufzunehmen, was vom Publikum kommt. Es umzuarbeiten, umzudrehen, darauf einzugehen. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste.

Ging ein Trick mal richtig in die Hose?
Oh ja! (lacht) Erinnern Sie mich nicht daran! Zusammen mit meiner Tochter Alexandra waren wir für 15 Auftritte in einer ganzen Woche im SAR Radisson Hotel Rostock gebucht und anschließend noch für 3 Auftritte im Ernst-Barlach-Theater in Güstrow. Zum Schluss der ersten Show in Rostock führten wir Houdinis Metamorphose auf. Alexandra wird dafür in eine Kiste gesperrt. Ich steige auf die Kiste, werfe den Vorhang hoch und sobald dieser fällt, bin ich weg und Alexandra steht da. Sie stieß mich allerdings von der Kiste und ich krachte mit ihr rückwärts in die Deko. Resultat: Alexandra hatte eine angebrochene Rippe und ich hatte einen dicken Fuß.

Autsch! Aber Sie haben die anderen 17 Auftritte noch durchgezogen?
Jaja, aber wie…! Wir hatten schon gebrochene Zehen und mehr. Wenn anderen zuhause blieben, sind wir noch auf Tour. Man darf sich nichts anmerken lassen. Zähne zusammenbeißen und durch.

Ihr Lieblingstrick?
Die Kaninchenwanderung. Der Trick ist unwahrscheinlich lustig und der Applaus nicht zu überbieten, weil man das Publikum richtig schön auf eine falsche Fährte lockt. Da muss ich heute noch lachen. Er eignet sich auch dazu, ein muffiges Publikum aus der Reserve zu locken.

Treten Sie noch mit Ihrer Tochter auf? 30 Jahre standen Sie mit ihr auf der Bühne.
Seit dem Sommer nicht mehr. Alexandra hat Familie und will sich mehr um sie kümmern. Das verstehe ich natürlich. Ich habe aber vorgebaut: Ich habe die Pädagogikprüfung bei der Theaterkommission der Regierung von Oberbayern abgelegt und mir einstimmig das Prädikat „pädagogisch wertvoll“ geholt. Jetzt bin ich vorrangig in Schulen und Kindertagesstätten und bei Kulturveranstaltungen etc. engagiert. Aber darüber hinaus mache ich natürlich auch weiterhin abendfüllende Solo-Bühnenshows.

Was passiert momentan?
Momentan mache ich Zauberworkshops in Pfaffenhofen. Im Januar mache ich 4 Wochen Pause, dann startet die Februartour mit rund 40 Auftritten. Die Auftritte bei den Zauberworkshops sind in erster Linie für Kinder. Erst war ich ein wenig skeptisch, aber ich muss sagen, die Kinder sind echt auf Zack. Bei einer Show war ein Junge, der seine eigenen Tricks mitgebracht hat. Zu ihm habe ich gesagt: Hör zu, du bist so gut, ich nehme dich mit auf meine nächste Show. Dort habe ich ihn dann schön mit Zaubermantel und Zauberhut ausgestattet. Er hat das richtig gut rübergebracht.

Mit dem Gedanken den Job aufzugeben und der eigentlichen Leidenschaft nachzugehen, spielen viele einmal in ihrem Leben. Hätten Sie einen Rat für diese Leute?
Sie sollten es sich wirklich genau überlegen. Die Wahrscheinlichkeit zu scheitern liegt weit über 50 Prozent. Ich hätte das Ganze nicht geschafft, wenn ich nicht außer Talent für meinen Zauberer Beruf die entsprechende Vorbildung und Berufserfahrung (leitende Positionen im Bereich Finanzen/Rechnungswesen, Anm.) gehabt hätte. Ich habe so manche Firma aus dem Morast gezogen. Organisation, Büro, Werbung, Steuern… alles mache ich selbst. In den ersten 3-4 Jahren investierten wir rund 800.000 DM. Es kostet unwahrscheinlich viel Geld. Die Hälfte davon wurde alleine in Werbung investiert. Man kannte uns zwar in Ingolstadt, München und Nürnberg aber nicht in Flensburg, Villach, Salzburg, Wien, Linz und Zürich.

Klingt ernüchternd.
Es gibt natürlich noch die Möglichkeit, sich einer Agentur anzuschließen, aber diese Abhängigkeit wollte ich nie. Als die Mauer fiel, kamen viele Künstler in den Westen. Die Agenturen sagten: Breno, wir brauchen dich nicht mehr, die Leute aus dem Osten kosten nur ein Drittel von dem was du verlangst. Als die Agentur dann nach einem halben Jahr doch wieder ankam, sagte ich nein. Mit Agenturen habe ich so meine Erfahrungen gemacht.

Wie lang planen Sie noch aufzutreten?
Meine Kinder haben schon vor 10 Jahren gefragt, wann ich endlich aufhören will. Da habe ich jedes Mal gesagt: Nächstes Jahr (lacht).

Also noch nicht absehbar?
Nein, solange ich noch topfit bin… Irgendwann werden sie mich vielleicht von der Bühne tragen (lacht). Aber ich glaube schon, dass irgendwann der Punkt kommt, wo es heißt: es reicht. Es ist natürlich schon stressig. Ich bin 7 Tage die Woche beschäftigt. Stehe ich nicht vor meinem Publikum gibt es jede Menge Büroarbeit.

Aber es macht noch Spaß?
Ja, ohne ginge es nicht. Ich liebe das Erfolgserlebnis!

Sie malen auch gerne. Ein Bild hat das MKK in Ingolstadt, das andere das Fränkische Museum in Nürnberg. Wie kam es dazu?
Ich war ein absoluter Picasso-Fan. Mit meinen Bildern kann ich meine Phantasie beflügeln. Aber ich muss den Drang zum Malen haben. Wie auch ein Buch schreiben. Ich muss mich voll darauf konzentrieren können und darf mit den Gedanken nicht woanders sein. Manchmal hängt es Tage oder Wochen, bis ich weiter male. Bis ich wieder die Emotion habe, es zu vollenden.

Sie haben auch Bücher geschrieben?
Ja, das Buch „Traumberuf: Zauberkünstler!“ überarbeite ich gerade. Ich bringe neue Erfahrungen ein.

Wir danken für das Gespräch. Mehr zu Pierre Breno unter in-zaubertheater.de.

*von Siegfried & Roy

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